Zwischen Elbflorenz und Traditionsverein: Dynamo Dresden im Portrait
30. Juli, 2020 12.00 Uhr
Elbufer bei Nacht: Dresden kann sich durchaus sehen lassen und trägt nicht umsonst den Spitznamen „Elbflorenz“ (Foto: Pikist).
Historie
Der kleinste Drittligist Verl, den wir zum Auftakt unserer Reihe durchleuchtet haben, hat fast so viele Einwohner wie die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden e.V. Mitglieder – nämlich mehr als 23.000. Damit handelt es sich bei der SG um den mitgliederstärksten Verein in den neuen Bundesländern. Im Jahr 1953 gegründet, sind die Schwarz-Gelben zweifelsohne der umschwärmteste Klub im Osten Deutschlands. Dies war bereits in der Vergangenheit der Fall, was allem voran an den Triumphen zu DDR-Zeiten lag. Unmittelbar nach der Gründung wurde Dynamo erstmals Meister. Auf diesen Premierentitel sollten weitere sieben Meisterschaften folgen, dazu kamen ebenfalls sieben DDR-Pokalsiege. Auch in den internationalen Wettbewerben war Dresden regelmäßig vertreten und absolvierte insgesamt 98 Spiele im UEFA-Europapokal und im Cup der Landesmeister. Nach der Wiedervereinigung und vier Jahren in der Bundesliga erlebten die ruhmreichen Zeiten Dresdens 1995 einen herben Rückschlag: Durch einen Lizenzentzug des DFB erfolgte der Zwangsabstieg in die Regionalliga Ost, damals die dritthöchste deutsche Spielklasse. 2011 stieg Dynamo schließlich wieder in die 2. Bundesliga auf, musste aber nach drei Jahren wiederrum den Weg in die 3. Liga antreten. Dieser Aufenthalt war allerdings nur von kurzer Dauer, denn bereits nach zwei Jahren feierte Dresden den Gewinn der Drittliga-Meisterschaft. In der abgelaufenen Saison und unter Auflagen des Sonderspielbetriebs, blieb den Sachsen der erneute Gang in Liga 3 nicht erspart. Nach dem 34. Spieltag hatte der Traditionsklub nur 32 Zähler auf dem Konto.
Bisherige Begegnungen
Zum insgesamt 14. Mal treffen die Schanzer und Dresdener in ihrer Klubgeschichte aufeinander. Vier der bisherigen Duelle konnte der FCI für sich entscheiden, sieben Mal spielten die Vereine remis und zwei Partien gewann die Mannschaft aus Sachsen. Interessant: Bei der letzten Begegnung, am 26. April 2019, stand auch Tomas Oral an der Seitenlinie und gab Kommandos – damals kämpften unsere Jungs um den Verbleib in der 2. Bundesliga. Die Donaustädter behielten am Ende des Tages die drei Punkte im Audi Sportpark. Sonny Kittel (47. Spielminute) erzielte den einzigen Treffer des Heimspiels.
Traf für die Schanzer zum 1:0 gegen Dynamo Dresden: Sonny Kittel und Co. beim Torjubel (Foto: KBUMM / Lüger).
Bekannte (Fußball-)Gesichter
Dynamo Dresden hat eine traditionsreiche Vergangenheit und dementsprechend auch einige berühmte Anhänger, darunter Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen. Zu den Söhnen der Stadt zählt außerdem kein Geringerer als Stefan Kutschke. Unser Captain durchlief 2007 die A-Jugend der SG und kehrte zu Beginn der Wintervorbereitung 2016 wieder in seine Heimatstadt zurück. Dort ging er bis Juni 2017, auf Leihbasis, auf Torejagd, ehe er zur Saison 2017/18 bei den Schanzern unterschrieb. Ferner wird es im Zuge der beiden Duelle ein Wiedersehen mit Agyemang Diawusie geben. Der 22-Jährige wechselte im Sommer 2018 von RB Leipzig zum FCI und kam in seinen anderthalb Spielzeiten als Schanzer auf 14 Pflichtspieleinsätze. Nach der abgelaufenen Saison 2019/20 kehrte er der Donaustadt den Rücken und entschied sich für die Elbflorenz. Ebenfalls dort aktiv ist Ex-FCI-Coach Markus Kauczinski, der die Schwarz-Roten zu Beginn der Spielzeit 2016/17 trainierte. Nach einem Zwischenstopp beim FC St. Pauli steht er seit Dezember 2019 bei Dynamo unter Vertrag.
Wird zukünftig in Schwarz-Gelb auflaufen: Ex-Schanzer Agyemang Diawusie (Foto: KBUMM / Meyer).
Zuschauer
Im Schnitt besuchten rund 27.500 Zuschauer (Stand: November 2019) die Heimspiele der SG. Nur der VfB Stuttgart, der 1. FC Nürnberg und der Hamburger SV lockten noch mehr Fans in die Arenen. Damit belegten die Sachsen in puncto Zuschauerranking aller damaligen europäischen Zweitligisten sogar den 7. Platz.
Stadt
Seit dem 19. Jahrhundert hat Dresden den Spitnamen „Elbflorenz“, was immer wieder Fragen aufwirft. Nicht zuletzt deshalb, da Florenz und Dresden – geografisch gesehen – ganz woanders liegen. Das eine in der Toskana, das andere in Sachsen. Nichtsdestotrotz lassen sich bei genauerer Betrachtung einige Gemeinsamkeiten attestieren. So entstand das Bild Dresdens an der Elbe, während der „Arno“ durch Florenz fließt. Was die beiden Städte ebenfalls verbindet, ist die Kunst. Beide Orte beheimaten zahlreiche Museen und Galerien, wobei die italienischen Bauten ihren Ursprung in der Renaissance, die deutschen im Barock haben. Malerisch und definitiv einen Besuch wert sind sicherlich beide Städte.