Unser Weg: Herzblut bewahren, nachhaltig wachsen

Blicken voller Begeisterung auf eine großartige Bundesliga-Premiere zurück: Dr. Frank Dreves (rechts) und Peter Jackwerth.

Unser Weg: Herzblut bewahren, nachhaltig wachsen

03. Juni, 2016 15.00 Uhr

Premiere gemeistert! Vorstandsvorsitzender Peter Jackwerth und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Frank Dreves nutzen die Gelegenheit auf fci.de, "Danke" an alle Mitstreiter für ein großartiges und erfolgreiches Jahr in der Fußball-Bundesliga zu sagen. Wir sprachen mit den beiden Verantwortlichen über ein von Euphorie und Emotionen geprägtes Jahr, aber auch über neue Herausforderungen und Zukunftsvisionen.
fci.de: Platz 11 in der Bundesliga-Premierensaison – darf man aus Ihrer Sicht von der größten, sportlichen Leistung der Schanzer Vereinsgeschichte sprechen?

Dr. Frank Dreves: "In meinen Augen, ja. Ohne wenn und aber, wenn jemand vor der Saison gesagt hätte, wir werden Elfter, hätte das keiner geglaubt. Abschließend können alle in unserem Verein hochzufrieden sein mit dieser Platzierung."

Peter Jackwerth: "Es ist der größte, sportliche Erfolg in der Vereinsgeschichte, für mich sogar höher anzusiedeln als der Aufstieg im Vorjahr. Das Ziel Klassenerhalt so frühzeitig zu erreichen, war sensationell. Schade, dass durch die mediale Konzentration um die Trainerposition der Blick auf die hervorragende Leistung der Mannschaft, ein wenig verloren gegangen ist. Zusätzlich hat das sicherlich den einen oder anderen Punkt gekostet – nichtsdestotrotz ist das Ergebnis unterm Strich grandios."

fci.de: Was war für Sie persönlich das Saisonhighlight?

Dreves: "Für mich gibt es kein konkretes Ereignis. Das Highlight war für mich die Entwicklung der Mannschaft über die gesamte Spielzeit hinweg. Diesen Reifeprozess verfolgen zu dürfen, war für mich das Schönste. Man merkte, da wächst etwas zusammen auf dem Platz. Im Übrigen in einem seriös geführten Verein sowie auf einem starken Fundament – Stichwort Nachwuchsarbeit, Infrastruktur, permanent steigende Begeisterung auf unseren Zuschauerrängen, etc. Diese Arbeit im Hintergrund kommt mir in der Öffentlichkeit oftmals zu kurz. Aber sie hat eben auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg der Profimannschaft in der Bundesliga am Wochenende."

Jackwerth: "Mein persönliches Highlight? Das, was ich in einem Jahrzehnt nicht erreicht habe: Einen richtig ruhigen Saisonausklang. Und das, man muss sich das mal vorstellen, in der Bundesliga, der höchsten Spielklasse in Deutschland. Die letzten sechs Liga-Wochen genießen zu dürfen, war schon etwas Besonderes und Außergewöhnliches."

Mit Blick auf’s Sportliche: "Klassenerhalt höher einzuschätzen als Aufstieg"

fci.de:
Wie hat sich in Ihren Augen die Wahrnehmung des Vereins verändert?

Dreves: "Unser Oberbürgermeister hat es unlängst schon gesagt: Die Stadt hat durch den Erfolg des FCI enorm an Aufmerksamkeit gewonnen. Für Ingolstadt ist der Verein ein echtes Aushängeschild geworden, auch über die Grenzen der Region hinaus. Da ist aber noch nicht Ende der Fahnenstange."
Jackwerth: "In Stadt und Region haben wir definitiv nochmal deutlich an Wertschätzung gewonnen. Aber egal, wo ich mich bewege, wird über uns als Schanzer positiv gesprochen. Auch wenn ich außerhalb Deutschlands unterwegs bin, erlebe ich, dass man mit dem FC Ingolstadt 04 etwas anfangen kann."

Die Arbeit in den Gremien: Neue Erfahrungen, großes Miteinander

fci.de:  Entsprechend dürfte auch die Arbeit innerhalb des Aufsichtsrats große Freude bereitet haben.

Jackwerth: "Man diskutiert innerhalb des Aufsichtsrats sicherlich auch kontrovers, aber am Ende gehen wir stets mit einer geschlossenen Meinung nach außen. Das wertvollste Gut, das wir haben, ist der Umgang miteinander. Die Art und Weise ist sehr vorbildlich. Das gilt im Übrigen nicht nur für das Arbeiten innerhalb dieses Gremiums, sondern auch für die Arbeit der Geschäftsführer Harald Gärtner und Franz Spitzauer und das Miteinander innerhalb des Geschäftsstellenteams. Das müssen wir uns unbedingt bewahren."

Dreves: "Hier gibt es seit jeher ein großes Miteinander, das wir uns nach dem Aufstieg in die Bundesliga erhalten haben. Jedes Mitglied im Aufsichtsrat hat seine Rolle gefunden, das Vertrauen gegenüber den Verantwortlichen und Mitarbeitern im Verein ist von meinem Empfinden her sogar noch gewachsen. Das zeigt: Wir sind schon heute sehr gut aufgestellt und werden uns nicht darauf ausruhen."

fci.de: Für viele Fans ist das Thema Begehrlichkeiten sicherlich noch neu auf der Schanz. Das betrifft aber nicht nur Tickets in unserem stets ausverkauften Stadion, sondern auch Spieler und Verantwortliche, die auf den Zetteln der Konkurrenz landen.

Jackwerth: "Sicherlich ist das ein Stückweit eine neue Erfahrung für uns. Für mich ist es nachvollziehbar, wenn jemand geht, weil er an einem anderen Ort deutlich mehr verdienen kann. Nur: Ich bin es in meinem Berufsleben bisher gewohnt gewesen, dass Verträge gewissenhaft erfüllt werden. Aber der Profifußball ist da anders. Diesen Umgang musste ich erst noch lernen."

Dreves: "Lebenslanges Lernen bzw. dazulernen gilt auch für uns im Aufsichtsrat. Klar ist: Wenn heute ein Angebot kommt und der Profi-Sportler die Möglichkeit hat, in einem endlichen Zeitraum ein Vielfaches zu verdienen, ist das reizvoll. Ein wenig enttäuscht war ich, dass im Einzelfall nicht frühzeitig alle Karten auf den Tisch gelegt wurden. Da geht es für mich um Fairness gegenüber dem Verein."

Blick in die Zukunft: Wachsen, ohne zu übersteuern

fci.de: Bodenständigkeit und Regionalität sind Eigenschaften, die das tägliche Handeln des FCI bestimmen. Kann ein Spagat im Hinblick auf überregionale und auch internationale Tätigkeiten gelingen?

Dreves: "Dem Thema muss man sich stellen, auch wir als kleinerer Bundesliga-Standort mit einer gewissen Begrenztheit an Kapazitäten, beispielsweise was die aktuelle Stadiongröße betrifft. Wir haben ein paar Hausaufgaben zu erledigen und freuen uns darauf, diese weiter anzugehen. Denn die Prozesse sind bereits auf den Weg gebracht worden, um uns auf diesem Niveau weiterhin zu etablieren, treiben wir sie weiter voran. Ein Beispiel für einen Schritt in diese Richtung ist das Premieren-Camp der Audi Schanzer Fussballschule in Peking."

Jackwerth: "Das ist ein Wachstumsprozess, ich sehe nicht zwingend die Notwendigkeit eines Spagats. Ich glaube, wenn wir mit den nötigen Strukturen und Fachwissen vernünftig Schritt für Schritt weiterwachsen, kann das sehr gut miteinander einhergehen. Ich bin kein Freund von Luftsprüngen, die dann nicht mehr zu korrigieren sind. Davon halte ich überhaupt nichts. Wir werden aufpassen, dass wir nicht einer der Vereine sind, die nach oben schießen – und genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Eine stets gesunde Einschätzung ist wichtig."

fci.de: Worin liegen noch weitere Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit?

Jackwerth: "Sehr viele Menschen – unsere Fans, unsere langjährigen Partner und Mitarbeiter – haben enormes Herzblut. Wir sind aufgefordert, diesen FCI so zu bewahren, damit Leidenschaft und Begeisterung erhalten bleiben. Wenn alle weiterhin in guten wie in schlechten Zeiten an einem Strang ziehen, blicken wir einer tollen Zukunft entgegen."

Dreves: "Wir sind als Schanzer in dieser Saison bundesweit bekannt geworden. Viele Experten haben mit großem Respekt und Lob von unserer Mannschaft und ihren Leistungen gesprochen. Ob das nun die clevere Taktik oder der großartige Kampfgeist war. Wir haben teilweise richtig guten und attraktiven Fußball gespielt – und das wird in der Bundesliga von den meisten anerkannt. Beim Blick nach vorne müssen wir uns sportlich und generell daran orientieren, Nachhaltigkeit aufzubauen und die Attraktivität kontinuierlich zu steigern. Wir haben starke Partnerschaften, eine Anhängerschaft und Begeisterung für den FCI, die äußerst zukunftsträchtig ist."

fci.de: Blicken wir abschließend auf die kommende Saison: Ihr größter Wunsch?

Dreves: "Unseren Stil als Verein weiter pflegen und in der Bundesliga bleiben."

Jackwerth: "Ich schließe mich an. Und es gilt wie ich anfangs schon gesagt habe: Drinbleiben ist die größere Anstrengung als das Aufsteigen. Der Klassenerhalt ist das Ziel."

fci.de: Vielen Dank für das Gespräch!