"Jeder Sieg ist, war und wird harte Arbeit" - U21-Teamchef Patrick Schönfeld im Interview
fci.de: Patrick, 23 von 34 Spielen sind gespielt und Du hattest vor der Saison das Ziel ausgegeben, oben mitzuspielen. Jetzt werdet Ihr mit zwei Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter, den ATSV Erlangen, überwintern. Bist Du zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Patrick Schönfeld: Wir blicken schon zufrieden auf die bisherige Spielzeit. Für uns ist der sportliche Erfolg ja in der Bewertung gar nicht so ausschlaggebend, sondern eher die Entwicklung der Jungs und deren Heranführung an den Profibereich. Damit sind wir bei vielen Spielern sehr glücklich, weil sie teilweise eine bessere Entwicklung genommen haben, als wir im Sommer gedacht hätten. Natürlich ist aber alles immer deutlich einfacher und angenehmer, wenn es zusätzlich sportlich läuft und wir gewinnen – das ist ja letztlich auch das Ziel im Fußball. Wir haben in den bisherigen Spielen bereits gelernt, dass es mit 80 oder 90 Prozent nicht geht, sondern wir in wirklich jedem Spiel an unser Leistungsmaximum kommen müssen. Deswegen sind wir jetzt zufrieden, wissen aber, dass das nur eine Momentaufnahme ist und wir ab Januar wieder Vollgas geben müssen.
fci.de: Du warst ja vor dieser Saison ein Novize in der Bayernliga Nord - jetzt nach zwei Dritteln der Saison: Was hat Dich bisher überrascht?
Schönfeld: Überrascht hat mich nichts. Es ist dann natürlich was anderes, wenn man es dann auch wirklich erlebt. Die Bayernliga Nord ist eine brutal enge Liga, in der Kleinigkeiten Spiele entscheiden können. Zudem ist es dort so, wie auch in vielen anderen Ligen im Herrenfußball, dass es nicht nur auf die spielerische Qualität ankommt, sondern vor allem auf Willen, Intensität, Geschlossenheit, Kompaktheit, zweite Bälle, Standards und auch die Dinge rund um das eigentliche Fußballspiel. Jeder Sieg ist, war und wird sehr harte Arbeit.
fci.de: Gehen wir die bisherige Saison mal chronologisch durch. Wie wichtig waren die ersten beiden Siege, um die Vorbereitungsperformance mit sieben Erfolgen aus sieben Vorbereitungsspielen zu bestätigen?
Schönfeld: Das war schon wichtig für uns. Es ist immer schön, wenn die Vorbereitung gut läuft, aber Ligaspiele sind einfach nochmal etwas anderes. Wir hatten mit dem Auswärtsspiel in Abtswind einen sehr schwierigen Auftakt, bei dem wir nach ihrem Umbruch nicht so richtig wussten, was auf uns zukommt. Beim ersten Heimspiel gegen Weiden haben wir gegen eine sehr starke Mannschaft, die vorher den VfB Eichstätt geschlagen hatte, sehr gut gespielt, obwohl wir über 80 Minuten in Unterzahl waren. Das war schon wichtig für uns, um gut reinzukommen.
fci.de: Mit dem dritten Spiel begann dann eine wechselhafte Phase mit zwei Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen - warum konnten die Jungs ihre Leistung nach der ersten Niederlage in Eichstätt nicht mehr konstant abrufen?
Schönfeld: In Eichstätt haben wir sehr unglücklich agiert und in unserem Aufbauspiel viele Geschenke verteilt. Danach haben die Jungs zum ersten Mal gemerkt, dass sie verwundbar sind. Unser Selbstverständnis ist ein wenig verloren gegangen und wir haben auf einmal angefangen, nachzudenken, was im Fußball nie gut ist. Es ist aber völlig normal, dass eine so junge Truppe, ohne erfahrene Stabilisatoren, Schwankungen hat. Im Nachhinein denke ich, dass uns die Niederlage gar nicht so schlecht getan hat. Wir konnten dadurch schon ein bisschen über die Themen Balance und Risikomanagement sprechen. Das hat uns deutlich weitergebracht.
fci.de: Auf diese Spiele folgte dann der Tiefpunkt der Saison: Eine 0:5-Klatsche freitagabends in Kornburg. Wie konnte es dazu kommen?
Schönfeld: Das tat uns sehr weh! Kornburg hat sich an diesem Abend in einen kleinen Rausch gespielt und wir hatten dem nichts entgegenzusetzen und zudem krasse individuelle Aussetzer, die zusätzlich zu Gegentoren geführt haben. Aber auch hier im Nachhinein: So gerne man auf Niederlagen verzichten möchte – sie gehören zu der Entwicklung eines jungen Fußballers dazu. Vielleicht war es gut, dass wir an diesem Abend in aller Deutlichkeit vor Augen geführt bekommen haben, wie wir es nicht machen dürfen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
fci.de: Beeindruckend war die Reaktion nach dieser Niederlage. Es folgte eine Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage. Was habt ihr nach Kornburg mit der Mannschaft gemacht?
Schönfeld: Mein Co-Trainer Oliver Gorgiev und ich haben unsere eigenen Erfahrungen als Spieler, gerade was die Kommunikation auf dem Platz angeht, mehr in das Training integriert. Die spielerische Qualität, um Partien zu gewinnen, hatten wir in der gesamten Spielzeit. Nach dieser klaren Niederlage haben wir uns umso mehr auf die defensive Stabilität konzentriert und das gemeinsame Verteidigen in einer Videoanalyse nochmal sehr deutlich gemacht. Viele der Jungs sind das erste Mal im Herrenbereich durch eine solche Phase gegangen – dementsprechend schwierig war es, dort rauszukommen. Aber wir haben dann mehr Wert auf die Defensive und die Detailarbeit gelegt und die Jungs haben gemerkt, dass es funktioniert.
fci.de: In diese Phase der Saison fiel auch der starke 3:1-Auswärtserfolg beim Tabellenführer in Erlangen. War das euer bestes Spiel in dieser Saison?
Schönfeld: Ja, für mich war es das auf jeden Fall. Wir waren in Erlangen extrem griffig und hatten eine sehr gute Intensität. Für die Jungs war sicherlich auch das Rückspiel zuhause gegen den VfB Eichstätt ein Highlight durch das späte Siegtor in der Nachspielzeit. Mich haben aber auch die Spiele nach diesen vermeintlichen Topspielen begeistert. Es ist als junger Spieler nicht so leicht, wenn man aus so einem Highlight-Spiel kommt und direkt die nächste Begegnung bestreiten muss. Da haben die Jungs im Laufe des Jahres auch dazugelernt und sind in den darauffolgenden Spielen mit einer ähnlichen Spannung in die Spiele gegangen.
fci.de: Jetzt endete diese tolle Serie ausgerechnet im letzten Spiel vor der Winterpause im Spitzenspiel gegen Eltersdorf - ärgert Dich dieser Zeitpunkt besonders?
Schönfeld: Wir hätten natürlich alle gerne auf die Niederlage verzichtet, aber ich konnte den Jungs wenig vorwerfen, weil der ein oder andere wirklich auf der letzten Rille agieren musste. Eltersdorf war extrem gut einstellt und ganz sicher besonders motiviert, uns das erste Mal auf unserem eigenen Kunstrasen nach zwölf Spielen ohne Niederlage in der Liga zu schlagen. Auch da wurde uns nochmal vor Augen geführt, dass es nicht reicht, wenn wir mit 90 Prozent spielen. Wir müssen es zumindest schaffen, dass wir im Mannschaftskonstrukt den ein oder anderen auffangen können, der mal einen schlechten Tag hat, denn das ist ja völlig menschlich.
fci.de: Nun ist es an der Spitze ein Vierkampf zwischen dem ATSV Erlangen, dem VfB Eichstätt, dem SC Eltersdorf und euch - welche Chancen rechnet ihr euch in den letzten elf Spielen aus?
Schönfeld: Sehr schwierig zu sagen. Ganz platt gesagt: Wir können jedes Spiel gewinnen, aber auch jedes Spiel verlieren. Wir geben alles, um uns wieder in einen positiven Lauf reinzuarbeiten, aber wir wissen, dass es in der Bayernliga schnell auch in die andere Richtung gehen kann. Je nachdem, in welcher Konstanz wir unsere Leistungen abrufen, werden wir am Ende auch in der Tabelle stehen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir eine Ausbildungsmannschaft sind und es auch darum geht, möglichst vielen Jungs Spielzeit zu geben. Da rückt der sportliche Erfolg im Sinne der Weiterentwicklung in den Hintergrund.
fci.de: Jetzt steht eine ewig lange Winterpause bis Anfang März an - wie wirst Du die Zeit mit den Jungs nutzen?
Schönfeld: Wir haben nach dem letzten Pflichtspiel noch zwei Wochen trainiert. Ab morgen haben die Jungs dann frei und halten sich individuell fit. Wir treffen uns dann Mitte Januar zu unserem ersten Trainingsblock wieder. Dann haben sie Anfang Februar nochmal ein paar Tage frei, bevor wir dann in die heiße Phase der Vorbereitung mit guten Duellen, beispielsweise gegen die Zweitvertretungen von Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg, einsteigen.
fci.de: Bist Du ein wenig traurig, dass die Saison nach diesen elf Spielen schon vorbei ist?
Schönfeld: Ich bin ehrlicherweise erstmal froh, dass jetzt Winterpause ist und wir ein bisschen durchschnaufen können. Wir sind jetzt seit Juni jedes Wochenende unterwegs, hatten keine Länderspielpause, sondern haben die ganze Zeit durchgeackert. Jetzt haben wir mal die Möglichkeit, ein bisschen Abstand zu gewinnen, einige Entscheidungen zu reflektieren und gegebenenfalls zu überdenken. Die letzten elf Spiele werden dann schneller kommen, als man denkt und auch schneller vorbei sein (lacht). Ich muss aber schon sagen, dass es unfassbar viel Spaß macht mit den Jungs und meinem Trainerteam zu arbeiten. Wir haben einen tollen Zusammenhalt, sowohl die Spieler untereinander, als auch wir mit ihnen. Das ist nicht selbstverständlich!