Sprungbrett, Feuerwehrmann und ein Top-Duo: 5 Geschichten zu Saarbrücken
18. Dezember, 2020 12.00 Uhr
Der Feuerwehrmann
1992 stieg der 1. FC Saarbrücken als Meister der Regionalliga Süd zum letzten Mal in die 1. Bundesliga auf. Trainer der Blau-Schwarzen war damals der nie um einen kessen Spruch verlegene Peter Neururer. Um diesen Triumpf in geselliger Runde zu feiern, traf man sich beim damaligen Ministerpräsidenten des Saarlands, Oskar Lafontaine. Der Klub hatte in der Euphorie für die komplette Führungsriege einen neuen Ausgehdress springen lassen. Und so präsentierten sich die Herren einheitlich mit bunten Krawatten im Schredder-Look und einem pinkfarbenen Sakko, das Peter Neururer bis heute als „Frühstücksjackett“ bezeichnet: „Damit kannst du Eier abschrecken“, so die modische Outfit-Einschätzung des heute 65-jährigen. Der im nordrhein-westfälischen Marl geborene Neururer war während seiner aktiven Trainerlaufbahn bei den Vereinen auch als „Feuerwehrmann“ bekannt und begehrt. Diesem Ruf wurde er zweimal auf eher kuriose Weise gerecht: 2004 fuhr er mit Blaulicht auf dem (eigenen) Auto zum Training beim VfL Bochum, 2009 erwischte ihn eine Zivilstreife in Luxemburg ebenfalls mit der verbotenen Fahrzeugbeleuchtung … .
Historie
Der 1. FC Saarbrücken, gegründet 1903, zählte ab den 1930er Jahren zu den deutschen Spitzenvereinen, wurde 1943 und 1952 Vizemeister und war 1963 eines von 16 Gründungsmitgliedern der Fußball-Bundesliga. Seit 1964 pendelt die Mannschaft zwischen der ersten und fünften Spielklasse, seit Sommer 2020 spielt sie in der 3. Liga. Die schwierigste Zeit für die Blau-Schwarzen begann Mitte der 1990er Jahre. 1995 wurde dem Verein wegen fehlender Unterlagen die Lizenz für die 2. Bundesliga verweigert, sodass der FCS in der drittklassigen Regionalliga antreten musste. 2000 und 2004 gelang jeweils für zwei Jahre der Aufstieg in die Zweite Liga. 2006 aber begann der freie Fall; dem Abstieg in die Regionalliga folgte der Abstieg in die viertklassige Oberliga Südwest. Durch die Veränderung des Ligensystems konnten nur die ersten Vier in die Regionalliga West, die in die vierthöchste deutsche Spielklasse umgewandelt wurde, aufsteigen. Da die Saarländer aber nur Rang fünf belegt hatten, verblieben sie in der Oberliga und spielten damit eine Saison lang nur noch fünftklassig.
Sprungbrett
Für viele bekannte Spieler war die Station beim 1. FC Saarbrücken ein Sprungbrett auf der Karriereleiter: Unter anderem schnürten Andi Brehme, Felix Magath, Dieter Müller, Werner Lorant und Michael Preetz in jungen Jahren ihre Fußballschuhe für den FCS. Auch die im Saarland tätige Trainergilde liest sich wie das „Who-is-Who“ deutscher Übungsleiter: Unter anderem standen Jupp Derwall, Otto Rehhagel, Hans Tilkowski, Klaus „Schlappi“ Schlappner, Klaus Toppmöller, Michael Henke (er wechselte 2007 auf eigene Bitte als Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld zu Bayern München) und Falko Götz an der Seitenlinie der Blau-Schwarzen.
Mit Saarbrücker Vergangenheit: Schanzer Sportvorstand Michael Henke (Foto: Bösl / KBUMM).
Top-Duo
Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der 3. Liga zeigt, dass der als Aufsteiger in die Saison gestartete kommende Gegner des FC Ingolstadt 04 bislang eine hervorragende Hinrunde spielt. An der Offensivstärke der Saarländer hat vor allem ein brandgefährliches Scorer-Duo großen Anteil. Nach dem 15. Spieltag stehen bei Sebastian Jacob und Sturmpartner Nicklas Shipnoski jeweils sechs Tore auf der Habenseite. Jacob leistete zudem zu zwei Treffern die Vorarbeit. Shipnoski schaffte dieses Kunststück gar ein halbes Dutzendmal. Das Duett war somit an rund drei Viertel aller Saarbrücker Tore beteiligt. Die Defensivabteilung der Schanzer, immerhin eine der besten der Liga, tut am Samstag gut daran, ein wachsames Auge auf die beiden zu haben.
Lasst uns in Führung gehen
Der nagelneue Saarbrücker Ludwigspark erlebt am Samstag nicht nur ein Spitzenspiel, sondern auch das Aufeinandertreffen zweier Teams, die sich nach einer Führung kaum noch die Butter vom Brot nehmen lassen. Der FC Ingolstadt 04 ging in der laufenden Saison insgesamt zehnmal in Führung und fuhr dabei acht Siege und zwei Unentschieden ein. Der Aufsteiger steht den Schanzern in dieser Statistik kaum nach: Der FCS lag auch neunmal in Front und gewann am Ende sieben Begegnungen, einmal lautete das Ergebnis Remis und eine Niederlage steht zu Buche.