Schröck: „Druck steigt mit der Qualität der Liga“

Fühlt sich wohl in bayerischen Gefilden: Tobias Schröck.

Schröck: „Druck steigt mit der Qualität der Liga“

20. August, 2017 13.00 Uhr

Gestatten, Tobias Schröck. „A echter Bayer“ in Diensten des FC Ingolstadt 04. Wir zeigten dem sympathischen Mittelfeldspieler, der nach elf Jahren an der Salzach (Burghausen) ein Jahr an der Murr (Großaspach) und ein weiteres Jahr am Main (Würzburg) im Sommer an die Donau wechselte, seine neue Heimat. Viel Spaß beim Blick hinter die Schanz!

fci.de: Servus Tobi, heutzutage geht der Weg zum Profi meist über die Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum. Bei dir war das anders, oder?

Tobias Schröck: Ich war nie in einem großen NLZ, sondern bei Wacker Burghausen in einem kleineren Verein. Unsere Ausbildung war auch gut und ich habe trotzdem den Weg in die 2. Liga geschafft. Für die Möglichkeiten, die in Burghausen vorherrschten, habe ich eine gute Ausbildung genossen.

fci.de: Wolltest du schon immer Profi-Fußballer werden?

Schröck: Um ehrlich zu sein, ja. Ich habe auch während meiner Schulzeit immer gesagt, dass ich Fußballer werden will. Da wurde ich eher belächelt. Die Lehrer haben mir ans Herz gelegt, etwas „Vernünftiges“ zu machen, da es nur sehr wenige Spieler schaffen, sich diesen Traum zu erfüllen. Ich habe aber immer daran geglaubt und ich bin dem Ziel Stück für Stück nähergekommen. Am Ende hat es geklappt.

fci.de: Was wäre aus dir geworden, wenn es mit dem Traumberuf nicht geklappt hätte`

Schröck: Durch meine berufliche Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann wäre ich wahrscheinlich dabei geblieben und hätte im Büro gearbeitet. Fußball hätte ich wohl nur nebenbei gespielt. Ich bin froh, dass ich meinen Traum erfüllen konnte – ich habe den für mich geilsten Job der Welt. Es ist überragend, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.

fci.de: Wie welchen Erinnerungen schaust du auf deine Zeit in Burghausen zurück?

Schröck: Es ist schon etwas Besonderes. Burghausen ist so etwas wie meine Heimat geworden, schließlich war ich dort elf Jahre. Ich habe dort auch einige Jahre gewohnt und bin somit mit der Stadt verwurzelt. Es ist keine Großstadt, aber für mich war es perfekt – es war eine super Zeit.

fci.de: Dann kam der Wechsel zur SG Sonnenhof Großaspach. Wie war es für dich, das erste Mal Bayern zu verlassen?

Schröck: Es war eine enorme Umstellung, weil ich das erste Mal komplett von daheim weg war. Auch wenn ich auch in Bayern nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt habe, war meine Familie in der Nähe. Nach Großaspach waren es dreieinhalb Stunden Fahrt. Das war am Anfang nicht einfach, aber in dieser Zeit bin ich persönlich gereift. Das hat mir auch auf dem Platz geholfen, weil ich gelernt habe mit einigen Dingen selbständig umzugehen.

fci.de: Schon ein Jahr später aber dann die Rückkehr nach Bayern zu den Würzburger Kickers. War die Sehnsucht nach der Heimat am Ende zu groß?

Schröck: So viel näher an die Heimat bin ich nicht gekommen, denn es sind von Würzburg auch drei Stunden bis nach Hause zu meiner Familie (lacht). Im Ernst: Der Hauptgrund war, dass ich die Möglichkeit hatte, in der 2. Bundesliga zu spielen. Aber meine Verbundenheit zur Heimat ist bekannt. Ich bin in Bayern aufgewachsen, habe einen riesen Bezug zu der Region und für mich ist es auch das schönste Bundesland in Deutschland.

fci.de: In Würzburg warst du in der 2. Liga auf Anhieb Stammspieler. Hattest du zuvor großen Respekt vor der Aufgabe?

Schröck: Auf jeden Fall hatte ich Respekt davor. Es war auch vom ganzen Drumherum etwas komplett Neues. Die zweite Liga ist hinsichtlich Fans, Stadien und der Organisation noch einmal etwas Anderes. Jeder der mich kennt weiß, dass ich immer Vollgas gebe. Das habe ich auch in Würzburg gemacht. Man konnte nicht davon ausgehen, dass es so gut läuft, da ich zuvor noch nie in der 2. Bundesliga gespielt hatte. Es ist umso schöner, dass es dann auf Anhieb mit den Einsätzen geklappt hat, auch wenn wir leider am Ende der Saison abgestiegen sind.


Stolz auf seine bayerische Herkunft: Tobi Schröck am Reduit Tilly in Ingolstadt.

fci.de: Was war dein erster Gedanke, als der FC Ingolstadt 04 seine Fühler nach dir ausgestreckt hat?

Schröck: Ich habe mich sehr über das Interesse gefreut, weil ich wusste, dass die sportlichen Bedingungen und die Infrastruktur bundesligareif sind. Das hatte ich weder in Burghausen noch in Großaspach. Auch die Nähe zu meinen Eltern hat für einen Wechsel gesprochen. Mir war es vor allem wichtig, weiter in der 2. Bundesliga zu spielen, wenn es die Möglichkeit gibt. Somit hat alles super zusammengepasst und ich konnte mich sofort mit der neuen Aufgabe identifizieren und es war schnell klar, dass ich nach Ingolstadt kommen möchte.

fci.de: Wenn man deinen Namen bei YouTube eingibt findet man für jeden deiner Klubs spektakuläre Tore. Wann sehen wir solche Traumtore im Audi Sportpark?

Schröck: Ich hoffe, dass es bald soweit ist. Es ist zwar nicht meine Hauptaufgabe, Tore zu schießen – das ist eher eine Sache für unsere Offensivspieler – aber natürlich wäre ich sehr glücklich, wenn der Ball demnächst reingeht. Vielleicht auch so schön, wie in der vergangenen Saison (grinst).

fci.de: Du hast einmal in einem Interview gesagt „Je höher man spielt, umso wichtiger wird schließlich der Kopf.“ Was meinst du damit genau und zeigt sich das auch in der aktuellen Phase?

Schröck: Der Druck steigt mit der Qualität der Liga. Die mediale Aufmerksamkeit wird immer größer und es schauen viel mehr Fans zu, als in unterklassigen Ligen. Klar, dass da der Erfolgsdruck steigt. Aus meiner Sicht ist es wichtig, im Kopf ruhig und fokussiert zu bleiben. Auch wenn wir nicht gut gestartet sind, dürfen wir nicht hektisch werden. Wir müssen in Ruhe weiter an uns arbeiten. In Bildern gesprochen: Wir wissen, welches Ziel wir haben und wir müssen auf unserem Weg bleiben, ohne Abkürzungen zu suchen.

fci.de: Du trägst ein Kreuz an deiner Kette um den Hals – hilft dir der Glaube in solch einer Zeit?

Schröck: Auf jeden Fall – der Glaube und der Bezug zu Gott ist mir sehr wichtig. Nicht nur in solchen Phasen, aber speziell in schwierigen Zeiten gibt es mir Kraft.

fci.de: Du bist am 31. Dezember geboren. Welche Erfahrungen macht man, wenn man an Silvester Geburtstag hat?

Schröck: Ich konnte auch als Kind immer Geburtstagsfeiern machen, aber es waren nicht alle meine Freunde da. Über Weihnachten und Silvester sind viele oft in Urlaub gefahren oder haben ihre Verwandtschaft besucht, die weiter weg gewohnt haben. Das war dann nicht immer ganz einfach, aber generell finde ich das Datum schon sehr cool. Und trotz der Nähe zu Weihnachten habe ich dennoch ausreichend viele Geschenke bekommen!

fci.de: Du bist in Mühldorf am Inn geboren, sprichst natürlich auch bayerisch. Gibt’s da Verständigungsprobleme mit dem ein oder anderen Spieler, der nicht aus Bayern stammt?

Schröck: Mit Lexi oder unseren beiden Zeugwarten „Klatze“ und „Gaulli“ spreche ich zum Beispiel nur bayerisch. Robert Leipertz habe ich erst neulich einen bayerischen Spruch gedrückt – der hat es nicht verstanden (lacht). Aber in den letzten Jahren musste ich hochdeutsch sprechen, sodass ich mich da leicht anpassen kann. Aber das Bayerische verlernt man nicht – vor allem daheim mit meinen Eltern rede ich auch nur bayerisch.

fci.de: Was ist für dich typisch Bayerisch?

Schröck: Die bayerische Kultur ist einzigartig. Unsere Tracht, das bayerische Essen und die Mentalität, die sehr selbstbewusst ist, all das gehört dazu. Es ist für mich ein Lebensgefühl. Ich bin stolz, hier geboren und aufgewachsen zu sein.

fci.de: Hin und wieder wirst du in der Mannschaft auf deine modische Brille angesprochen. Hast du eine Art „Brillen-Tick“?

Schröck: Da geht’s tatsächlich überhaupt nicht um die Optik, sondern ich brauche eine Brille. Im Spiel trage ich Kontaktlinsen. Aber ich werde wirklich oft von den Jungs darauf angesprochen, vielleicht liegt es daran, dass ich der einzige bin, der eine Brille trägt. Da kamen schon einige Sprüche.

fci.de: Wie verbringst du deine Freizeit?

Schröck: Ich schaue sehr gerne Serien, das ist schon meine Leidenschaft. Derzeit stehen „Game of Thrones“ und die Football-Serie „Last Chance U“ ganz oben auf meiner Liste. Hin und wieder koche ich auch ganz gerne. Ansonsten treffe ich mich gerne mit Freunden auf einen Kaffee oder wir zocken auf der Playstation FIFA.

fci.de: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!