Klassenerhalt als klares Ziel: Miren Catovic über die erste Saisonhälfte der Schanzerinnen
Nach einer erfolgreichen Kader-Verjüngung im Sommer sowie zahlreichen namhaften Abgängen - unter anderem der langjährigen Kapitänin und Torjägerin Ramona Maier - verfolgen die FCI-Frauen, rund um das neue Trainerteam, das erneute Ziel, den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga, zu sichern. Dafür heißt es nun, nach der Winterpause so viele Punkte wie möglich zu sammeln und sich im Abstiegskampf Luft zu verschaffen. Wir von fci.de haben mit Schanzerinnen-Coach Miren Catovic gesprochen: Unter anderem über den bisherigen Saisonverlauf, die Stärken und Schwächen der Mannschaft und über das Highlight des Jahres, das DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München im Audi Sportpark vor 2.773 Zuschauern.
fci.de: Drei Siege, drei Unentschieden, sechs Niederlagen. Bist Du zufrieden mit dem bisherigen Verlauf, wie lautet dein Zwischenfazit?
Miren Catovic: Ich bin ziemlich zufrieden. Allerdings wäre es natürlich gut und wichtig gewesen, im letzten Spiel gegen den 1. FC Köln II noch Punkte einzufahren, aber es hat leider nicht geklappt. Wir hatten einen großen Umbruch in der Mannschaft und unsere Spielerinnen sind sehr jung. Dazu kamen vor dem ersten Spieltag die Langzeit-Verletzungen der beiden Leistungsträgerinnen, Ivana Slipcevic und Katharina Krist, (jeweils Kreuzbandriss) hinzu. Das waren natürlich Rückschläge. Viele haben uns als Absteiger Nummer eins gesehen und sind fest davon ausgegangen, dass wir keine Chance haben. Dennoch haben wir gezeigt, dass wir in der Liga bestehen und Fußball spielen können. Mit jeder Woche ist der Fortschritt der Mannschaft im Training erkennbar und phasenweise rufen wir unser Potential auch in den Spielen hervorragend ab. Wir sind auf einem guten Weg und ich bin davon überzeugt, dass wir die Liga halten werden.
fci.de: Wie kommt es, dass ihr gerade gegen die Mannschaften punkten konntet, die oben mitspielen, gegen vermeintlich schwächere Teams aber Punkte liegen gelassen habt?
Catovic: Das ist eine gute Frage. Ich denke, die Mannschaft muss lernen, mit Druck und Erwartung umzugehen. Das fehlt uns in den Spielen gegen Gegner aus unteren Tabellenregionen. Sobald die Mädels Druck verspüren, wirken sie teilweise wie blockiert. Und der Druck ist gegen den 1. FC Köln II nun mal viel größer, als gegen Andernach oder Gütersloh. Die Erwartungen hier sind geringer. Wenn wir befreit aufspielen können, hat die Truppe die Performance gebracht und gute Spiele gezeigt. Aus diesen Erlebnissen muss jedes junge Team Erfahrungen sammeln. Wir werden daran wachsen und hinsichtlich der Rückrunde an diesen Aspekten arbeiten und stärker zurückkommen.
fci.de: Mit Ramona Maier habt ihr am Anfang der Saison eine Schlüsselspielerin verloren. In den letzten drei Saisons schoss sie 46 Tore in 52 Spielen. Wie hat die Mannschaft ihren Weggang zur SGS Essen verkraftet?
Catovic: Es ist natürlich nicht einfach, so einen Abgang zu verkraften. Ramona war eine Führungsspielerin und ich bin mir sicher, dass wir dadurch auch zwischen 6 und 9 Punkte mehr auf dem Konto gehabt hätten. Aktuell merkt man ja auch, dass uns die Durchschlagskraft nach vorne fehlt. Wir müssen unsere Effizienz im Torabschluss verbessern, denn letztendlich fehlen uns einfach die Tore. Nichtsdestotrotz hat es die Mannschaft geschafft, eine neue Spielweise bzw. eine neue Spielidee ohne Ramona zu entwickeln. Spielerinnen wie Vanessa Haim sind mehr ins Rampenlicht gerückt und haben den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Auch die anderen Mädels mussten Verantwortung übernehmen und mehr auf und neben dem Platz leisten. Das hat ihnen ermöglicht, nicht nur als Spielerinnen zu wachsen, sondern auch als Menschen. Die Früchte davon werden wir im Frühjahr ernten.
fci.de: Das DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München war zweifelsohne das Highlight des Jahres. Wie wichtig war dieses Spiel für die Mannschaft und für deren Weiterentwicklung?
Catovic: Das Spiel war definitiv ein Highlight und wahrscheinlich das größte Spiel im Leben für alle Mädels. Ich glaube, dass das Spiel gezeigt hat, was alles im Frauenfußball möglich ist und dass der Frauenfußball sich auf dem richtigen Weg befindet. Die Stimmung im Stadion war unglaublich und wir haben uns sehr über die Unterstützung der Fans und des Vereins gefreut.
fci.de: Was sind die Stärken und Schwächen der Mannschaft?
Catovic: Unsere größte Schwäche ist, meiner Meinung nach, der Glauben an sich selbst bzw. unser Selbstvertrauen. Oftmals glauben wir nicht an uns, wir glauben nicht an unsere Fähigkeiten und wir glauben nicht an den Sieg. Zudem schießen wir eindeutig zu wenig Tore und müssen beim Torabschluss effizienter werden. Wir werden diese Themen analysieren und optimieren, um in der Rückrunde erfolgreicher zu werden und unser Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen. Unsere Stärken sind dagegen zweifelsohne die taktische Disziplin und die fußballerische Fitness. Dazu ist die Kameradschaft in der Mannschaft - auf und neben dem Platz - einzigartig. Gestützt von der Fähigkeit, auch immer wieder mit Rückschlägen umgehen zu können.
fci.de: Werdet ihr euch zur Winterpause verstärken?
Catovic: Wir wollen uns verstärken, aber es ist natürlich nicht so leicht im Winter. Zwei Neuzugänge sind bereits sicher, der dritte steht kurz vor dem Abschluss. Wir sind auch an weiteren Spielerinnen dran. Es tut sich was und auf diesem Wege möchte ich mich bei den Verantwortlichen aus dem gesamten Verein für die Unterstützung bedanken.
fci.de: Wie wird bei euch die Vorbereitung auf die Restrunde aussehen?
Catovic: Wir starten am 07.01. schon mit der Vorbereitung. Vom 27.01. bis zum 29.01. sind wir für ein kurzes Trainingslager in Österreich. Am 12.02. beginnt dann auch wieder die Saison mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München II. Für uns heißt es: die Ärmel hochkrempeln, viel arbeiten und effizienter werden, um die Liga zu halten.