Restrepo: „Habe hier tolle Freunde und Mitspieler“
12. Dezember, 2015 12.00 Uhr
Mateo Restrepo: Ich bin in Kolumbien geboren und habe dort, bis ich fünf Jahre alt war, gelebt. Meine Eltern haben sich dann dazu entschieden nach Kanada auszuwandern, auch um mir eine bessere Bildung und eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen. Zu dieser Zeit gab es Aufruhr und viel Gewalt in Kolumbien. Es hat ein Jahr gedauert bis wir endlich nach Kanada konnten. Doch das Land wurde zu einer neuen Heimat, auch wenn es zu Beginn nicht einfach war, dort zurecht zu kommen. Der Fußball war jedoch eine Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Ich habe mich schnell in den Sport verliebt und habe gemerkt, dass ich gut darin bin und weiter daran arbeiten sollte. Im Rahmen eines kanadischen U 18-Camps wurde ich vom FC Ingolstadt 04 entdeckt und zum Probetraining eingeladen. Ich habe mich voll reingehängt, schließlich einen Vertrag erhalten und bin einfach nur überglücklich, dass mir diese Chance gegeben wurde. Zum zweiten Mal in meinem Leben muss ich mich in einer völlig neuen Kultur einleben, doch jeder in diesem Verein hilft mir dabei und ich fühle mich sehr gut aufgehoben.
fci.de: Was hältst du von deiner neuen deutschen Heimat und von Ingolstadt im speziellen? Fühlst du dich in Bayern wohl?
Restrepo: Ich bin der Meinung, dass Deutschland ein großartiges Land mit sehr freundlichen Menschen ist. Ingolstadt unterscheidet sich schon sehr zu meiner Heimatstadt Toronto und ist wesentlich kleiner. Ich genieße die Ruhe und die Sicherheit, die ich hier jeden Tag wahrnehme. Das ermöglicht mir, mich auf die wichtigen Dinge, wie den Fußball oder die Sprache, zu konzentrieren. Zusammenfassend fühle ich mich in Bayern absolut wohl.
fci.de: Wie sieht momentan ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Restrepo: Ich starte den Tag mit meinen Deutsch-Hausaufgaben und mit denen, die ich von meinem Online-Chemie-Kurs bekomme. Diesen belege ich zusätzlich, um gegebenenfalls irgendwann Medizin studieren zu können. Anschließend besuche ich zwei Stunden lang meinen Deutsch-Kurs. Danach helfe ich bei der Audi Schanzer Fußballschule als Trainer aus, ehe ich mich für das Training fertig machen muss. Wir starten oft im Kraftraum, bevor es auf den Platz geht. Abends nehme ich mir Zeit, um mit Freunden und der Familie in Kanada zu sprechen.
fci.de: Du sprichst schon sehr gut Deutsch. Hast du die Sprache in der Schule gelernt oder helfen dir vor allem deine Mitspieler durch alltägliches Sprechen?
Restrepo: Deutsch ist eine komplizierte Sprache, doch ich habe hier tolle Freunde und Mitspieler, mit denen ich an jedem Tag etwas dazulernen kann. Außerdem besuche ich, wie erwähnt, Deutsch-Kurse und auch die jungen Spieler bei der Audi Schanzer Fußballschule helfen mir. Ich hoffe, dass mein Deutsch eines Tages ähnlich gut wie mein Englisch ist.
fci.de: Wie sehr vermisst du deine Familie und Freunde und wie oft kommunizierst du mit ihnen?
Restrepo: Natürlich vermisse ich meine Freunde und Familie sehr. Mir ist jedoch bewusst, dass man manche Dinge opfern muss, um seine Träume verfolgen zu können. Auch wenn sie weit weg sind, spielen sie eine riesige Rolle in meinem Leben und motivieren mich täglich.
fci.de: Stichwort Kommunikation: Du besitzt einen Twitter-Account auf dem dir über 550 Menschen folgen. Das sind ähnlich viele wie beispielsweise bei unserem Profi-Torwart Ramazan Özcan. Wie erklärst du dir diesen ‚Erfolg‘ und wie nimmst du ihn wahr?
Restrepo: Ich denke, dass liegt daran, dass ich als junger Spieler soziale Medien relativ intensiv nutze. Ich habe außerdem in meinem Leben durch Reisen, die Schule und den Fußball schon viele Menschen kennengelernt. Allerdings war mir nicht bewusst, dass bereits diese Anzahl an Followern schon etwas Besonders ist – vielleicht ist der Dienst in Deutschland noch nicht ganz so stark verbreitet. Auf Instagram folgen mir sogar wesentlich mehr Leute und interessieren sich für meine Bilder.
fci.de: Du spielst mit der Schanzer U 19 in der höchsten deutschen Spielklasse für diese Altersgruppe. Deine Einschätzung: Wie gut schlägst du dich nach den ersten Wochen und was sind deine Ziele mit dem Team?
Restrepo: Die U19-Bundesliga ist extrem stark und wir müssen in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen und 90 Minuten fighten. Doch an diesen Herausforderungen wachsen wir auch. Ich denke, dass ich mich als Rechtsverteidiger gut im Team eingefunden habe und hoffe, dass ich dazu beitragen kann, dass wir die Liga halten können – das ist unser großes Ziel.
fci.de: Auch wenn deine Karriere noch in den Anfängen liegt, wie sehen deine großen Träume aus?
Restrepo: Mein größter Traum ist es einmal Profi-Fußballer zu werden. Falls ich hier meine Chance erhalten sollte, wäre es eine große Ehre, weil der FCI wirklich ein großartiger Klub ist. Außerdem ist es mein großes Ziel, irgendwann international für mein Land spielen zu dürfen und an einer WM teilzunehmen.