Relegationserprobt – Fünf Geschichten zum Duell mit dem VfL Osnabrück
26. Mai, 2021 09.30 Uhr
Also: The Trend is your Friend
Bestes Heimteam mit den wenigsten Gegentreffern, seit acht Spielen ohne Niederlage, 8:2 Tore aus den letzten beiden Drittligapartien – keine Frage: der FC Ingolstadt 04 hat im Endspurt einen Lauf. Das 5:1 in Duisburg und vor allem das 3:1 am vergangenen Samstag gegen die Münchener Löwen belegen nicht nur die aktuelle Topform des Teams von Chefcoach Tomas Oral, sie spiegeln auch die Überzeugung, ja die Souveränität und das Selbstverständnis der Mannschaft wider, das angestrebte Ziel „Aufstieg in die 2. Bundesliga“ zu realisieren. Wenn es läuft, dann läuft es – genau dies strahlt der FCI aktuell aus. Ein Blick auf den Saisonverlauf des Relegationsgegners VfL Osnabrück zeigt einen eher konträren Saisonverlauf: Nach gutem Saisonstart und einem 4:2-Auswärtssieg beim SSV Jahn Regensburg am 7. Spieltag eroberte sich der VfL den zweiten Tabellenplatz. Danach begann allerdings die Talfahrt. Am Valentinstag diesen Jahres, nach sieben Niederlagen in Folge und dem Abrutschen auf Rang 15, entließen die Lila-Weißen Coach Marco Grote. Am 3. März übernahm Ex-Profi Markus Feldhoff – einst Co-Trainer beim FCI unter Alexander Nouri – das Team von der Bremer Brücke. Allerdings konnte auch er die Relegationsteilnahme der Osnabrücker, trotz zuletzt ansprechender Leistungen mit zwei Siegen aus den letzten drei Partien, nicht verhindern. In der Rückrundentabelle der 2. Bundesliga rangieren die Niedersachsen abgeschlagen mit nur 11 Punkten aus 17 Spielen auf dem letzten Tabellenrang.
Bergdoktor „Heini“
Als waschechter Franke, geboren in Roth und aufgewachsen in Allersberg, kam er im Sommer 2019 aus Polen zum FC Ingolstadt 04. Michael, genannt „Heini“, Heinloth, absolvierte in der laufenden Saison 37 von 38 möglichen Spielen. Der gelernte Rechtsverteidiger legt dabei eine tolle Spielzeit hin. Nicht nur, dass der Fan des „ZDF-Bergdoktors“ als Mitglied der Schanzer Viererkette gerade mal 40 Gegentore zuließ, mit sieben Torvorlagen hat der 29-jährige auch großen Anteil an der Offensivleistung seines Teams und nimmt damit einen Spitzenplatz ein – nicht umsonst stand er auch mehrfach in der „Kicker 11 des Spieltags“. Hinter Mark Stendera und Dennis Eckert Ayensa (beide acht) und im Gleichschritt mit Stefan Kutschke legte der Ex-Clubberer sieben Tore vor. Unermüdlich schiebt der ehemalige U16-Juniorennationalspieler über seine rechte Seite an und flankt gefährlich und äußerst präzise auf Stefan Kutschke und Co.. Ein Paradebeispiel für seine Spezialität lieferte „Heini“ am vergangenen Samstag. Mit einer seiner gefährlichen Halbfeldflanken bediente er auf den Punkt genau Stefan Kutschke, der zur wichtigen Führung für die Schanzer einnickte. Mach’s nochmal gegen Osnabrück, kann man ihm nur zurufen!
Relegationserfahrung
Zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt ist unser FC Ingolstadt 04 an einer Relegation „Aufstieg zur 2. Bundesliga“ beteiligt. 2011 gelang gegen Hansa Rostock der Aufstieg, 2019 mussten die Donaustädter gegen Wehen Wiesbaden den Gang in Liga 3 hinnehmen und im vergangenen Jahr – wir er erinnern uns mit Schaudern und können es eigentlich bis heute nicht fassen – rettete der 1. FC Nürnberg mit einem Tor in der 97. Minute und dem Gesamtergebnis von 3:3 (2:0; 1:3) seine Zweitligazugehörigkeit.
Was viele aber vielleicht noch nicht wussten: Auch der kommende Gegner VfL Osnabrück hat eine große – und schmerzhafte – Erfahrung in diesen ominösen Entscheidungsspielen. Bereits bei der ersten Auflage der Relegation zum Ende der Drittliga-Premieresaison 2009/10 waren die Niedersachsen sozusagen die „Mannschaft der ersten Stunde“ beim saisonverlängernden Nervenkitzel. Als 16. der 2. Liga zog das Team von der Bremer Brücke gegen den SC Paderborn mit jeweils 0:1 den kürzeren. Zwei Jahre später erwischte es die Osnabrücker abermals. Auch diesmal kämpften die Niedersachsen um den Erhalt der Zweiten Liga – diesmal gegen Dynamo Dresden – und unterlagen den Sachsen mit 1:1 und 1:3. Bei ihrer dritten und bislang letzten Relegationsteilnahme 2014 dann die Chance zur Revanche. Der Gegner hieß erneut Dynamo Dresden – diesmal allerdings mit genau umgekehrten Vorzeichen. Die Schwarz-Gelben kämpften um den Erhalt der Zweiten Liga und nahmen nach der 0:1 Hinspielniederlage in Osnabrück mit einem 2:0-Heimerfolg glücklich die „letzte Ausfahrt“. Nice to know: In den vorangegangen zwölf Spielzeiten mit Relegationsentscheidung zwischen der zweiten und dritten Liga entschied acht Mal der Drittligist das Duell für sich, vier Mal setzte sich der Zweitligist durch. Passt!
Wiedersehen macht Freude! Konstantin Engel kehrt mit dem VfL am Donnerstag zurück an alte Wirkungsstätte. Auch Maurice Multhaup und Coach Alexander Feldhoff weisen eine Schanzer Vergangenheit auf (Foto: Bösl / KBUMM).
Direkte Vergleiche: Statistisch liegt der VfL im Vorteil
Sechsmal trafen der FC Ingolstadt 04 und der VfL Osnabrück bislang aufeinander – viermal in der Zweiten Liga, zweimal eine Etage tiefer. Viermal gingen die Lila-Weißen als Sieger vom Feld, einmal die Schanzer, eine Partie endete Unentschieden. Das Torverhältnis lautet 12:5 für die Niedersachsen. Allerdings werden sich Tomas Oral und sein Team von dieser Historie nicht beeinflussen lassen – vor allem auch deshalb, weil das letzte Duell fast auf die Woche genau 10 Jahre zurückliegt. Damals feierte man im Audi Sportpark im letzten Saisonspiel die Schanzer „Aufholjäger“, Osnabrück sicherte sich ausgerechnet den Relegationsplatz. Klar ist, dass es zwei überzeugender Vorstellungen bedarf, um am Sonntag die Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga zu feiern. Doch genau dazu sind die Mannen um Kapitän Stefan Kutschke und Co. absolut in der Lage.
Heimstark vs. heimschwach
Anders als die heimstarken Schanzer stellt der VfL Osnabrück die mit großem Abstand schwächste Heimmannschaft der 2. Bundesliga. Mit nur zehn Punkten aus 17 Spielen (drei Siege, ein Unentschieden und 13 Niederlagen – Torverhältnis 16:34) rangieren die Niedersachsen abgeschlagen hinter den Würzburger Kickers, die zumindest 15 Pluspunkte einfuhren, am Tabellenende. Wenn das Schanzer Heimspiel der Schanzer am Donnerstag nicht bereits die erhoffte (Vor-) Entscheidung zugunsten der Donaustädter bringt – spätestens auswärts am kommenden Sonntag gibt es schließlich noch einmal die Gelegenheit, die Lila-Weißen zu packen.