Parkplatz, Pokalsieg, Platzverweis: Fünf Geschichten zum 1. FCM
02. April, 2021 09.00 Uhr
„The Trend ist your friend“
Einer der Lieblingssätze von FC Bayern-Patriarch Uli Hoeneß hat zuletzt auch für den kommenden Gegner 1. FC Magdeburg und dessen Coach Christian Titz seine Gültigkeit. Titz hatte zwar mit einem Null-Punkte-Start aus den ersten drei Partien – gelinde ausgedrückt – „leichte Anlaufschwierigkeiten“, als er im Februar das Erbe seines Vorgängers Thomas Hoßmang antrat, doch dann wendete sich das Blatt für den ehemaligen HSV-Coach und der gebürtige Mannheimer holte mit seinem neuen Team starke zehn von zwölf möglichen Punkten aus den letzten vier Partien. Der Tabellensiebzehnte ist damit bis auf zwei Punkte an einen Nichtabstiegsplatz herangerückt und hat seine Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt erheblich verbessert. Unsere Schanzer müssen sich da allerdings keineswegs verstecken. Vier Siege bei einem Unentschieden lautet die Bilanz aus den vergangenen fünf Spielen. Der Trend ist also auch des Schanzer´s Friend.
Achillesferse Schlüsselbein
Was für ein Pechvogel! Bereits zum zweiten Mal in der laufenden Saison brach sich unser Sommerneuzugang Rico Preißinger das Schlüsselbein – und das erneut zu einem absolut unglücklichen Zeitpunkt. In der Hinrunde zog sich der ehemalige U17-Nationalspieler die schwere Verletzung ausgerechnet bei seinem Startelfdebüt für die Oral-Truppe beim Auswärtsspiel vergangenen November in Mannheim zu und fiel danach mehrere Wochen aus. Nun hatte sich der gebürtige Oberfranke gerade wieder an die erste Elf herangekämpft, da passierte ihm dasselbe Unglück im Training kurz vor dem Totopokalspiel gegen die Löwen erneut– ausgerechnet vor der Begegnung bei den Magdeburgern, für die der gebürtige Münchberger die zwei Spielzeiten vor seinem Engagement bei den Schanzern auflief. Übrigens stand unsere Nummer 6 in drei von vier in dieser Zeit stattgefundenen Begegnungen zwischen beiden Teams in der Startelf des Gegners vom kommenden Samstag. In der Saison 2018/19, damals noch in der Zweiten Liga, endeten die Partien aus Sicht der Schanzer 1:1 und 0:1. Ein Jahr später und eine Etage tiefer hieß es am Ende 2:0 und 0:2. Dass die Donaustädter beide Spielzeiten mit Relegationskrimis verlängerten, sei an dieser Stelle nur ergänzend am Rande erwähnt …
Im Dezember 2019 trafen Maxi Beister und Dennis Eckert Ayensa beim 2:0-Sieg in Magdeburg – vor 16.000 Fans (Foto: Bösl / KBUMM).
Erfolg aus dem Osten & der Elb-Clásico
Der 1. FC Magdeburg zählt zu den erfolgreichsten Mannschaften des ehemaligen DDR-Fußballs. Die Blau-Weißen wurden dreimal Meister und gewannen als einziger ostdeutscher Verein einen Europapokal – den der Pokalsieger. Nicht verwunderlich also, dass die Magdeburger traditionell auf eine große Fanunterstützung bauen können – mehr als 140 Fanclubs supporten ihren FCM. Seit zwei Jahren gibt es gar einen FCM-Fanclub im fernen Vietnam, gegründet durch ehemalige Studenten, die während ihrer Studienzeit in Magdeburg ihr Herz für den FCM entdeckten. Zwei weitere Fanclubs auf asiatischen Boden befinden sich seit kurzen im japanischen Sendai und in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate). Auch Österreich beherbergt einen offiziellen FCM-Fanclub. Eine Rivalität gibt es mit den Fans des Halleschen FC, welche durch den Kampf um die Vorherrschaft in Sachsen-Anhalt begründet ist. Diese Entwicklung ist der deutschen Wiedervereinigung geschuldet. Vor der Wende waren Halle und Magdeburg gleichrangige Bezirkshauptstädte. Seit 1991 sind beide Städte im Bundesland Sachsen-Anhalt vereint. Dass Magdeburg den Titel Landeshauptstadt trägt, ist für die Hallenser schwer hinzunehmen. Mit der Etablierung der beiden vorherrschenden Fanszenen, der Blue Generation auf der einen und der Saalefront auf der anderen Seite, wurde der Derbycharakter vor allem durch aufwendige und spektakuläre Choreographien untermauert. Die wohl größte Rivalität der FCM-Fanszene aber besteht zu den Anhängern der SG Dynamo Dresden. Sie geht bis in die 1970er Jahre zurück, als beide Mannschaften regelmäßig untereinander um den Meistertitel spielten. Das Spiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden wird in Anlehnung an den spanischen El Clásico im ostdeutschen Fußball als Elb-Clásico bezeichnet.
Platzverweis und Eigentor im Hinspiel
Tabellenrang zwei war der Lohn für den 1:0-Heimerfolg von Stefan Kutschke und Co. im Hinspiel am 11. Spieltag im vergangenen November im Audi Sportpark. Bereits nach 25 Minuten sah Gästespieler Gjasula Gelb-Rot. Dennoch benötigten die Schanzer, die vor allem im zweiten Durchgang eine Reihe bester Tormöglichkeiten liegen ließen, ein wenig Glück, um die drei Punkte einzufahren. Die Befreiung in Form des goldenen Tores bescherte dem FCI kurz vor Schluss (86.) Magdeburgs Außenverteidiger Burger, der nach überragender Rettungstat seines Keepers Behrens nach Schuss von Dennis Eckert-Ayensa die Kugel ohne Chance per Oberschenkel im eigenen Tor versenkte.
Parkplatz Mannschaftsbus
Ein Blick auf die Torausbeute des kommenden Gegners lässt den Schluss zu, dass unsere Elf am Samstag nicht gerade den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor parken muss, um in Magdeburg erfolgreich zu sein. Die Blau-Weißen erzielten bislang „lediglich“ 28 Treffer, was den zweitschlechtesten Wert hinter dem 1. FC Kaiserslautern (26 Tore) bedeutet. Auf der anderen Seite haben Fabijan Buntic und Co. bislang in 29 Saisonspielen „nur“ 30 Gegentreffer hinnehmen müssen. Ein Argument, das eines potentiellen Aufstiegskandidaten durchaus würdig ist. Ein wachsames Auge sollte der FC Ingolstadt04 dennoch auf das junge Mittelfeldduo Andreas Müller (20) und Raphael Obermair (24) haben. Beide erzielten in der laufenden Saison mit jeweils fünf Toren gemeinsam mehr als ein Drittel aller Magdeburger Treffer – Obermair legte dazu noch fünfmal für seine Mannschaftskollegen auf.