Jackwerth: „Stolz, für unsere Stadt zu stehen“
25. Mai, 2015 09.00 Uhr
fci.de:
Herr Jackwerth, wir spielen in der kommenden Saison in der Bundesliga! Hand aufs Herz: Wann haben sie das erste Mal realisiert, dass es klappen könnte?Peter Jackwerth: Auch als wir gegen Leipzig alles klar gemacht hatten, war das Wunder noch nicht greifbar für mich. Selbst wenn es sich verrückt anhört. Bis zur letzten Sekunde, als alles klar war, waren auch immer die Gedanken da: Es ist noch nichts sicher. Heute weiß ich: Wir haben es geschafft und das ist eine Sensation. Wir spielen künftig in der Bundesliga und es wird irrsinnig spannend, sieht man, was für Namen dort stehen. Das ist, zumindest im sportlichen Bereich, das Größte, was ich je erlebt habe!
fci.de: War es damals bei der FCI-Gründung das erklärte Ziel, ins Oberhaus zu kommen, oder sind die Ansprüche einfach mit dem Erfolg gewachsen?
Jackwerth: So war es nie geplant, ich erinnere gerne an meine Aussagen von damals, dass wir dauerhaft unter den Top 50 in Deutschland stehen wollten. Das habe ich 2004 in der ersten Pressekonferenz gesagt. Dass es jetzt die Top 18 sind, macht uns alle sehr stolz!
fci.de: Was ist das Erfolgsgeheimnis des FC Ingolstadt?
Jackwerth: Ich glaube, dass wir in den letzten Monaten als Gemeinschaft aufgetreten sind und zwar im gesamten Verein – egal ob das die Mannschaft, das Trainerteam und der Sportdirektor, alle Betreuer, Vorstand, die Geschäftsstelle oder die Fans sind. Wir haben für einen Verein unserer Größe ein sehr starkes und kompetentes Team. Die Wege sind kurz und jeder ist mit Herzblut dabei. Nur, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, kann man so etwas erreichen. Trotzdem ist der Bundesliga-Aufstieg nicht planbar, er entwickelt sich. Dass es so schnell passiert ist, ist ebenfalls nicht planbar, aber wir sind natürlich überglücklich.
fci.de: Der FC Ingolstadt strahlt, ob in Sieg oder Niederlage eine gewisse Ruhe bzw. nur selten Unruhe aus. Wie wird das, wenn auch hier jetzt der alltägliche Bundesliga-Wahnsinn einkehrt?
Jackwerth: Wir haben viele Ligen durchlaufen und wissen deshalb, dass jede einzelne ihre Charaktereigenschaften hat. Was uns jetzt erwartet, können wir daher erahnen. Die Medienpräsenz steigt natürlich mit jedem Schritt nach oben. Natürlich wird man viel mehr im Fokus stehen, aber deshalb ist es besonders wichtig, dass wir uns das bewahren, was uns schon immer wichtig war: Die Bodenständigkeit, die Ruhe und Bescheidenheit. Wenn wir weiterhin so auftreten, dann sehe ich keine Probleme.
fci.de: Ist Ingolstadt bereit für die Bundesliga?
Jackwerth: Natürlich sind wir das. Wir haben eine super Infrastruktur, wir liegen zentral in Bayern und haben ein modernes Stadion, auch wenn es nicht das größte ist. Sportlich sind wir sowieso eine Hausnummer, sonst würden wir nicht da stehen, wo wir jetzt sind.
fci.de: Was muss organisatorisch für die erste Liga noch geschehen?
Jackwerth: Das werden wir uns jetzt in aller Ruhe anschauen und dann, falls Bedarf besteht, auch nachrüsten. Der interne Aufwand, z.B. in der Geschäftsstelle, wird natürlich zunehmen. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen wir in der letzten Zeit. Im sportlichen Bereich werden wir natürlich die Entwicklung abwarten müssen. Aber wir haben ein Team, das es aus eigener Kraft mit attraktivem Fußball in die Erste Bundesliga geschafft hat. Das wollen wir auch zusammenhalten.
fci.de: Vermuten sie, dass die erste Bundesliga die Menschen in der Region verändert – positiv wie negativ?
Jackwerth: Ich kann das schwer beurteilen, glaube aber erst mal nicht, dass die Bundesliga Menschen verändert. Wir haben klasse Fans, von denen uns viele schon sehr lange begleiten und ganz andere Zeiten erlebt haben. Wir hatten in den letzten Jahren immer ein konstantes Wachstum und das wird weitergehen. Jeder ist stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Wir werden nun nach dem Aufstieg ein Lehrjahr erleben, das ist auch jedem bewusst. Jetzt werden wir anders wahrgenommen und das ist gut so. Wir wollen und müssen uns dennoch unsere Bodenständigkeit bewahren, unsere Ehrlichkeit. Das hat uns in die erste Liga gebracht und da wollen wir als „Schanzer“ stolz für unsere Stadt stehen.
fci.de: Der FCI ist seit Jahren ihr „Baby“. Jetzt ist es groß geworden – wie stolz macht das Sie?
Jackwerth: Natürlich macht mich das stolz. Ich habe es ja schon gesagt: Es ist noch gar nicht richtig greifbar, was jetzt passiert ist. Bis vor zwei oder drei Jahren war es das noch, es war zumindest ansatzweise kalkulierbar. Jetzt ist ein Boom eingetreten in ganz Ingolstadt. Ich hoffe, dass uns die Stadt und Region weiter so toll unterstützen wie in der Vergangenheit, auch wenn es mal nicht mehr perfekt laufen sollte. Wir wollen ein etablierter Verein sein und die Geschichte des Ingolstädter Fußballs weiter schreiben.