Gegner-Portrait: Das „Kleeblatt“ mit neuem Gesicht

Die SpVgg sucht nach Halt: Torwart Sascha Burchert und Co. wollen nach einem turbulenten Jahr wieder in die Erfolgsspur zurück (Foto: Bösl / KBUMM).

Gegner-Portrait: Das „Kleeblatt“ mit neuem Gesicht

25. Januar, 2019 09.00 Uhr

In unserer Rubrik „Gegner in der 2. Bundesliga“ dreht es sich heute um die SpVgg Greuther Fürth, Tabellenführer der „Ewigen 2. Bundesliga“. Die „Kleeblätter“, lange Jahre über heißer Aufstiegskandidat, haben ein hartes Jahr hinter sich: In der Spielzeit 17/18 verbrachte man 24 Spieltage auf einem direkten Abstiegs- oder dem Relegationsplatz. Der 15. Platz in der Endplatzierung markierte auch das schlechteste Abschneiden des Clubs in der eingleisigen 2. Bundesliga. Zu wenig für die „Kleeblätter“, die im Sommer 2012 den Bundesliga-Aufstieg feierten und viele Jahre über mit Tempo-Fußball das „Unterhaus“ im deutschen Profi-Fußball aufmischten. Gröbere Umbaumaßnahmen sind daher im Sommer eingeleitet worden, der Verein vollzog personell einen großen Schnitt – und das längst nicht nur auf dem Platz…

Bundesliga-Historie:
Doch zunächst richten wir den Blick in die noch recht junge Geschichte des Vereins. Nach dem Anschluss des TSV Vestenbergsgreuth erhielt die SpVgg Greuther Fürth ihren Namen im Sommer 1996. In den Jahren zuvor spielte die „SpVgg Fürth“ seit Gründung der Bundesliga 1963 zwischen der zweiten und vierten Liga. Das „Erfolgsgen“ der Vestenbergsgreuther – die hatten immerhin den FC Bayern 1994 aus dem DFB-Pokal geworfen – trug schnell Früchte: Schon nach einer Saison gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Das traditionsreiche Vereinswappen der SpVgg wich übrigens zunächst einem Rundlogo, welches neben dem traditionellen Kleeblatt der Fürther auch den Holzschuh des TSV Vestenbergsgreuth beinhaltete. Zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2003 wurde das Wappen erneut verändert, unter anderem enthielt es drei Sterne, die die gewonnenen Meisterschaften zwischen 1914 und 1929 der SpVgg Fürth symbolisieren. Siebenmal die 5. Platzierung in der Abschlusstabelle zwischen 2000 und 2009 sowie Platz 4 zwei Jahre später brachte den Franken den Spitznamen „Die Unaufsteigbaren“ ein – Ein Image, mit dem man sogar selbst zu kokettieren wusste. Vielleicht klappte es auch gerade deswegen im Sommer 2012, auch wenn das Bundesliga-Kapitel nach nur einem Jahr wieder endete. Es folgte der verpasste Wiederaufstieg in der Relegation, gefolgt von Abstiegskampf (Platz 14 im Jahr 2015), den Mittelfeld-Platzierungen 9 und 8 in den beiden Folgejahren sowie jener 15. Rang, der den „Kleeblättern“ durch ein 1:1 am letzten Spieltag in Heidenheim die Klasse sicherte. In der aktuellen Spielzeit startete die Spielgemeinschaft vielversprechend und fand sich nach zehn Spieltagen auf Platz 2 wieder. Danach folgten jedoch in den weiteren acht Partien nur noch fünf Zähler, wodurch das Team von Cheftrainer Damir Buric mit 24 Zählern von Platz 11 in das Pflichtspieljahr 2019 startet. 

Umbruch im vergangenen Sommer
Die Saison hat Spuren hinterlassen beim „Kleeblatt“ und veranlasste die Verantwortlichen frühzeitig zu personellen Maßnahmen: Schon wenige Tage nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison in Heidenheim verkündete man die Verabschiedung von acht Profis, darunter die langjährige Stammkraft Sercan Sararer oder auch Jürgen Gjasula, der in der letzten Spielzeit meist in der Startelf stand. Auch innerhalb der Führungsriege gibt es mit Blick auf die Zukunft gravierende Veränderungen: Präsident Helmut Hack zog sich im August 2018 zurück, er hatte bereits die Fusion 1996 mit forciert. Der 68-Jährige zu seinem Entschluss, der bereits im Vorjahr reifte: „Irgendwann ist es an der Zeit loszulassen“, erzählte Hack und fügte an: „Ich bin in der von Beginn an verkorksten Spielzeit mit Sorgen ins Bett gegangen, habe mit Sorgen geschlafen und bin mit Sorgen aufgewacht.“ Zur Winterpause hat sich das „Kleeblatt“ mit Kenny Prince Redondo von Union Berlin und Hans Nunoo Sarpei, der auf Leihbasis vom VfB Stuttgart kommt, verstärkt. Dafür hat Routinier Roberto Hilbert seine Profi-Karriere beendet und wird bei Fürth ab sofort eine Ausbildung zum Ahtletik-Trainer absolvieren und parallel noch für die U 23 der SpVgg auflaufen.


Teil des Umbruchs: Für Sercan Sararer war im Sommer Schluss in Fürth (Foto: Bösl / KBUMM).

Bisherige Duelle:
Das erste Zweitligaspiel des FCI fand im Sommer 2008 im ESV Stadion gegen die Kleeblätter statt. Das damit historische Duell gewannen die Hausherren mit 3:2, Ersin Demir, Valdet Rama sowie ein Eigentor von Daniel Felgenhauer sorgten für den Triumph zum Auftakt. In den folgenden Vergleichen hatten die Schanzer gegen die „Wirbelwinde“, darunter der spätere Schanzer Leo Haas, aber auch Fürther Eigengewächse wie Stephan Schröck oder Sercan Sararer, der immernoch akive Bernd Nehrig, Christopher Nöthe und Co. meist keinen Auftrag: Das 1:6 im Rückspiel in jener Saison stellt die in der Historie höchste Niederlage des FCI dar. Es folgten drei Pleiten in den Spielzeiten 10/11 nach Wiederaufstieg und 11/12. Die gute Nachricht: Im Frühjahr 2012 erkämpften sich die Schanzer einen Punkt gegen die Kleeblätter. Der Beginn einer beeindruckenden Serie, den seitdem punktete unser FCI fleißig gegen die Franken. Entsprechend fällt die Bilanz heute zugunsten der Leitl-Elf aus (sieben Siege, vier Remis, vier Niederlagen). Apropos Leitl: Eine besondere Partie in Verbindung mit ihm war das Hinspiel der Vorsaison am 25. August 2017, denn es war das erste Spiel unter seiner Leitung – dank einem Treffer von Sonny Kittel zudem ein erfolgreiches (1:0). Fürth blieb ein gutes Pflaster im weiteren Saisonverlauf, denn sowohl im DFB-Pokal (3:1) als auch im Liga-Rückspiel (3:0) setzten sich die Donaustädter souverän durch. In der Hinrunde der aktuellen Spielzeit 18/19 trennten sich die Schanzer im Audi Sportpark am 2. Spieltga mit 1:1 von den Fürthern, die Tore erzielten Lukas Gugganig (56. Minute) und Thorsten Röcher (71. Minute). 


Im ersten Zweitliga-Spiel der Vereinshistorie in der Saison 2008/09 hieß der Gegner für Andreas Buchner und Co. Greuther Fürth. Die Begegnung endete mit einem 3:2-Heimerfolg der Schanzer (Foto: Bösl / KBUMM).

Stadion:
Der Sportpark Ronhof Thomas Sommer fasst rund 18.000 Zuschauer, davon sind 8.500 Sitz- und Stehplätze überdacht. Vorherige Namen der Arena dürften den älteren Fußball-Fans noch in Erinnerung geblieben sein: Auf das „Playmobil-Stadion“ (1997-2010) folgte die Trolli Arena (2010-2014), zuletzt – deutlich unspektakulärer – Stadion am Laubenweg.


Schanzer Fans in Fürth (Foto: Bösl / KBUMM).

Berühmte Persönlichkeiten:
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger erblickte das Licht der Welt im Jahr 1923 in Fürth. Die Familie emigrierte 1938 aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA, tatsächlich verfolgte Kissinger stets die Ergebnisse der „Kleeblätter“ in seinem Heimatland. Im Jahr 2012 löste er 89-jährig ein Versprechen ein und besuchte als Ehrengast die Bundesliga-Partie der SpVgg gegen den FC Schalke 04. Jüngst stattete ihm eine Fürther Delegation einen Besuch zum 95. Geburtstag ab. Übrigens wurde auch Ludwig Erhard in Fürth geboren. Der ehemalige Wirtschaftsminister und späterer Kanzler der Bundesrepublik (1950er und 60er Jahre) ist als „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ bekannt und nimmt eine tragende Rolle in der Nachkriegsgeschichte ein.

Stadt und Sehenswertes in der Region:
Fürth wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe vergleichsweise wenig beschädigt oder zerstört. Dadurch ist das historische Stadtbild weitgehend erhalten geblieben. Gemessen an der Einwohnerzahl besitzt die Frankenstadt die vierthöchste Dichte an Baudenkmälern unter den deutschen Großstädten (17 auf 1.000 Einwohner). Mehrere Straßenzüge mit geschlossener Bebauung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts prägen das Bild der Innenstadt, Fürth gilt deswegen kunsthistorisch als Stadt des Historismus. In der Altstadt im Bereich der evangelischen Stadtkirche St. Michael befinden sich auch Ensembles aus dem 17. und 18. Jahrhundert.