Die Löwen kommen: „Fünf Gschichtn“ zum Oberbayern-Derby
15. Dezember, 2019 15.00 Uhr
Erst 2014 platzte der Knoten im Audi Sportpark
Es hat gedauert, doch das warten hat sich gelohnt bis zu jenem 14. Februar 2014: Ausgerechnet am Valentinstag gab es für die Löwen keine Geschenke im Audi Sportpark und der FCI feierte seinen ersten – und bis heute einzigen – Ligasieg gegen den TSV 1860 München. Philipp Hofmann stellte die Weichen in der 21. Minute auf Sieg, doch erst kurz vor Schluss gelang Collin Quaner das erlösende 2:0 in der ausverkauften Schanzer Heimat – der schwarz-rote Jubel auf den Rängen kannte keine Grenzen. Seit dem ersten Duell im September 2008 (1:1) musste der FCI bis zu diesem Tag fünf Niederlagen und vier Remis gegen den Münchener Traditionsklub hinnehmen. In der Saison nach jenem ersten Heimsieg kamen 2014/15 zwei weitere Remis (jeweils 1:1) hinzu, doch durch den Aufstieg des FCI trennten sich vorerst die Wege beider Klubs. Es folgte lediglich ein DFB-Pokal-Duell, das der FCI 2017 knapp mit 2:1 für sich entschied. Der Siegtorschütze war kein geringerer als unser jetziger Kapitän Stefan Kutschke, der sein erstes Pflichtspieltor für den FCI im Grünwalder Stadion erzielte.
Der Oberpfälzer Köllner stabilisiert die Münchner
Apropos Tor-Premieren: Im allerersten Duell beider Klubs erziele Daniel Bierofka beim zuvor beschriebenen 1:1 die frühe Führung, die „Zecke“ Neuendorf noch spät ausglich. In den letzten Jahren prägte Bierofka als Trainer den Verein, brachte ihn nach dem Abstieg wieder auf Kurs und war, nach seiner Zeit als Spieler, einmal mehr das Gesicht des TSV 1860 München. Die Wege trennten sich allerdings Anfang November diesen Jahres. Mittlerweile sitzt Michael Köllner, ehemals Coach beim 1. FC Nürnberg, auf der Bank. Unter ihm blieb 1860 in drei Spielen ungeschlagen: Zuletzt trennte man sich etwas unglücklich mit 1:1 von Großaspach. Im Premierenspiel an der Seitenlinie gab es ebenso ein 1:1-Unentschieden, ehe gegen Haching der erste Sieg folgte (3:2). Insgesamt sind die Löwen seit fünf Spielen ohne Niederlage, denn auch die Partien vor der „Ära Köllner“ gegen Köln und Halle konnten gewonnen werden (4:2 und 1:0). Für das Aufeinandertreffen mit Halle übernahm übrigens mit Oliver Beer ein alter Bekannter interimsmäßig den Trainerposten und feierte einen verdienten Auswärtssieg. Im Gründungsjahr 2004 war er für eine Saison als Spieler des FC Ingolstadt 04 und später als Co-Trainer der zweiten Mannschaft tätig – doch Beer ist bei weitem nicht der einzige Akteur, der beide Vereine bestens kennt.
Zahlreiche „Doppelgänger“: Lex, Kurzweg & Co.
Die Liste von Spielern, die schon das jeweilige Trikot beider Vereine trugen, ist durchaus lang. Selbst in den aktuellen Kadern trifft man dabei auf einige Akteure. Peter Kurzweg, der zwischen 2010 und 2015 beim TSV ausgebildet wurde, Maxi Beister, der 2016 fünf Monate lang von Mainz nach München ausgeliehen war, Stefan Lex, der den FCI einst in die Bundesliga schoss und nicht umsonst ein eigenes Fan-Lied hatte. Auch Jonatan Kotzke schnürte 2012/2013 die Schuhe für die „Sechzger“ und fand über Umwege sein Glück auf der Schanz. Den Weg vom TSV zum FCI gingen in der Vergangenheit auch einige andere „Überläufer“: Fünf Profis wechselten im Laufe der Jahre sogar direkt von der Isar an die Donau. Necat Aygün (2008), Mathias Wittek (2010), Andreas Görlitz (2010), Manuel Schäffler (2012) und Stefan Wannenwetsch (2014) trugen allesamt erst blauweiß, um dann das Trikot der Schanzer überzustreifen. Beispielweise kennt auch Valdet Rama, mittlerweile beim Liga-Konkurrenten SV Meppen unter Vertrag, beide Seiten. Man könnte diese Aufzählung noch weiterführen, doch ohnehin wird klar: Die Klubs verbindet, gerade personell, mehr als nur die 85 Kilometer vom Grünwalder Stadion an den Audi Sportpark.
Physis als wichtiger Faktor – zwei Ausfälle drohen es dem FCI zu erschweren
Zurück zum Sportlichen und dem aktuellen Personal, denn hier gibt es seitens der Schanzer weniger erfreuliche Nachrichten: Sowohl Kapitän Stefan Kutschke (Adduktoren) als auch Björn Paulsen (Achillessehne) droht verletzungsbedingt ein Platz auf der Tribüne. „Das wären zwei sehr bittere Ausfälle für uns. Beide konnten unter der Woche nicht wirklich trainieren und jetzt müssen wir schauen, ob wie die beiden fit bekommen“, erklärte Chefcoach Jeff Saibene auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Gleichzeitig betonte er sein großes Vertrauen in das vorhandene Personal, ließ aber offen, ob es erneut zu einer Systemumstellung kommt. Zuletzt agierte der FCI erstmals unter dem Luxemburger in einem 4-1-4-1, könnte nun aber wieder zum zuvor bewährten 4-4-2 zurückkehren. „Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Ich bin sehr froh, dass die Jungs gegen Magdeburg gezeigt haben, dass sie auch in einem neuen System nach kurzer Anpassung funktionieren. Wir werden uns, auch abhängig vom Personal, kurzfristig entscheiden“, schloss Saibene ab.
Beim TSV 1860 München droht neben Tim Rieder (Knieverletzung) ausgerechnet auch Stefan Lex ein Ausfall. „Stand jetzt“ könne er nicht spielen, verriet 1860-Trainer Köllner auf der obligatorischen Pressekonferenz. Auffällig bei den Aussagen beider Trainer während der jeweiligen Medien-Termine vor der Partie: Beide sprachen immer wieder von Wucht und Physis. Saibene zum Gegner: „1860 hat sich richtig stark stabilisiert. Sie sind erfahren, robust und spielen einen guten Fußball. Ihre Physis, gerade im Angriff mit Mölders und Prince Owusu, ist enorm. Da müssen wir voll dagegenhalten.“ Auch Köllner gab Ähnliches von sich: „Ich freue mich auf einen Gegner mit großer Wucht. Für uns wird es eine Herausforderung, diese im Keim zu ersticken.“ Dabei schob der Oberpfälzer die Favoritenrolle klar den Schanzern zu, zeigte sich aber gleichzeitig selbstbewusst und verwies auf die Serie von fünf Spielen ohne Niederlage mit drei Siegen und zwei Remis – die identische Ausbeute verbucht auch der FCI. „Wir können jedem Gegner in der Liga Paroli bieten, auch in Ingolstadt die Punkte holen“, schloss Köllner ab und vertraut bei diesem Vorhaben vor allem auf seinen erwähnten, körperlich sehr starken Sturm. Mit Paulsen und Kutschke drohen indes ausgerechnet zwei Gegenstücke seitens der Schanzer auszufallen – wir drücken beiden die Daumen, dass es doch noch mit einem Einsatz klappt!
Vorfreude, Aktionen und ein auffälliges Ergebnis
Unabhängig vom Personal steigt die Vorfreude in beiden Lagern auf den Montagskracher. „Flutlicht, ein volles Stadion, toller Gegner. Wir freuen uns riesig auf die Partie gegen den TSV 1860! Trotzdem ändert sich für uns nichts. Wir sind seit Wochen fokussiert, haben eine klasse Stimmung. Das soll so bleiben. Wir wollen unsere Serie ausbauen“, zeigte sich Saibene kämpferisch. Linksverteidiger und Ex-Löwe Peter Kurzweg, einst mit dem Spitznamen „die Axt aus Giesing“ bedacht, schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir wollen die volle Hütte mitnehmen und uns in dieses Spiel reinhauen!“
Passend dazu ist um das Spiel herum vieles geplant und es lohnt sich – auch aufgrund des Andrangs – frühzeitig am Audi Sportpark zu sein. Eine Spendenaktion der „Bande 8070“ aus der aktiven Fanszene, Aktionen unserer Hauptsponsoren PROSIS, PUMA und 11teamsports sowie vieles mehr: HIER findet ihr eine Übersicht und zahlreiche Gründe für einen frühen Besuch am Audi Sportpark.
Übrigens: Bei zwölf Aufeinandertreffen im Ligabetrieb hieß das Ergebnis ganze sechsmal 1:1. In jedem zweiten Spiel trennen sich Schanzer und Löwen also mit jeweils einem Tor. Die große Frage ist: Gelingt es den Donaustädtern diesmal, das entscheidende Tor mehr zu erzielen und damit den zweiten Ligasieg gegen 1860 einzufahren?
Am besten erlebst du es live im Audi Sportpark. Es gibt noch letzte Karten an der Tageskasse!