Bundesliga-Helden im Portrait: Teil 9 mit Ørjan Nyland
21. Juni, 2016 15.00 Uhr
Nyland:
Meine Hündin heißt Sia. Sie ist ein Deutscher Schäferhund und wir haben sie seit März letzten Jahres. Mit acht Wochen haben wir sie bekommen und nach Ingolstadt mitgebracht, als sie vier Monate alt war.fci.de: Wie schwer ist es, einen Hund zu trainieren?
Nyland: Man muss mit einfachen Übungen beginnen und vor allem viel Geduld mitbringen. Ich finde, Sia lernt die Übungen sehr schnell. Für die kurze Zeit macht sie das schon ganz gut.
fci.de: Wie lange trainierst du sie schon und wie oft machst du das in der Woche?
Nyland: Ich habe mir die Übungsformen mit Hilfe von YouTube-Videos und Büchern angeeignet. Aber im Grunde habe ich einfach drauf los probiert. Das Training muss jedes Mal kurz und knackig sein, sonst lässt die Konzentration des Hundes nach. Wir trainieren zwei, drei Mal pro Woche. Mittlerweile üben wir regelmäßig vier, fünf Tricks. Wenn sie die Übungen gut macht, bekommt sie eine Belohnung.
fci.de: So ein professionelles Hunde-Training ist ja schon ein eher außergewöhnliches Hobby für einen Profifußballer. Kannst du dabei entspannen?
Nyland: Ja, klar. Dazu kommt, dass es mir großen Spaß macht, die Entwicklung von Sia zu verfolgen. Wenn sie besser wird, freut mich das total. Ich bringe Sia auch bei, dass sie draußen toben darf, aber sich im Haus ruhig verhalten muss. Es ist für uns alle ein großer Spaß (lacht). Es ist einfach sehr schön, in der Freizeit mit meiner Freundin Tine und unserem Hund spazieren zu gehen.
fci.de: Bei welchen Hobbies kannst du vom Fußball-Alltag abschalten?
Nyland: Wenn ich Zeit habe, spiele ich sehr gerne und oft Golf. Dabei ist es ähnlich wie beim Fußball. Mit kleinen Details, die man trainiert oder verändert, verbessert man die Qualität seines Spiels. Das fasziniert mich. Zum Golfplatz in meiner Nähe kann ich auch meinen Hund mitnehmen. Das ist natürlich super, da ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.
fci.de: Hast du Lieblingsorte in Ingolstadt?
Nyland: Wir gehen schon hin- und wieder auch mit der Familie oder Freunden, die uns besuchen, in Ingolstadt spazieren. Da gefällt es uns sehr gut. Zum Shoppen oder Essen gehen besuchen wir auch den Westpark. Der Weg nach München – wenn wir einmal in eine Großstadt wollen – ist auch nicht so weit. Somit ist es für uns hier schon ziemlich perfekt.
fci.de: Du wohnst hier mit deiner jungen Familie in einem Ort in der Nähe von Ingolstadt. Habt ihr euch gut eingelebt?
Nyland: Ja, total. Unser zweieinhalbjähriger Sohn Oliver fühlt sich hier pudelwohl und mag die Kinderkrippe sehr. Er hat jeden Tag großen Spaß, dorthin zu gehen. Meine Freundin macht ein Fernstudium in Norwegen und mag Bayern auch sehr. Insgesamt gefällt es uns hier wirklich gut.
fci.de: Habt ihr euch bewusst für das eher ländliche Wohnen entschieden?
Nyland: Wir kommen aus einem kleineren Ort in Norwegen. Dort wohnen auch nur 25.000 Menschen. Deshalb fühlen wir uns hier heimisch. Es ist ländlich, ruhig aber nicht weit weg vom Trainingsgelände oder in die Innenstadt. Trotzdem haben wir alle Möglichkeiten, wenn wir einmal in eine größere Stadt wollen. Wir sind wirklich sehr zufrieden.
fci.de: Bist du jemand der gern in der Natur ist? Oder würdest du dich eher als Stadtmenschen bezeichnen?
Nyland: Sowohl meine Freundin als auch ich mögen beide Seiten ganz gern. Natürlich mögen wir es, ganz nah an der Natur mit Bergen und Fjorden, wie bei uns in Norwegen zu leben. Auf der anderen Seite ist es auch schön, in einer Stadt zu sein, in der du alle Möglichkeiten hast. Die Mischung macht’s also.
fci.de: Lernt dein Sohn auch Deutsch in der Kinderkrippe?
Nyland: Ja, Oliver kann schon einige Worte Deutsch. Das ist wirklich erstaunlich, wie schnell Kinder Sprachen lernen. Wir freuen uns sehr darüber, weil er dann in der Kinderkrippe natürlich schnell Anschluss findet, um mit den anderen Kindern zu spielen. Zu Hause kommt es dann zu lustigen Situationen, wenn Oliver deutsche Worte verwendet, die Tine nicht versteht und ich ihr dann erst übersetzen muss (lacht).
fci.de: Du sprichst ja selbst sehr gut Deutsch. Wie kommt das?
Nyland: Ich hatte fünf Jahre lang Deutsch in der Schule. Das ist zwar schon wieder sechs Jahre her, aber es ist doch zum Glück einiges hängen geblieben. Jetzt versuche ich natürlich jeden Tag möglichst viel mit den Mannschaftskollegen, den Mitarbeitern beim FCI und im Alltag Deutsch zu sprechen. Ich verstehe immer mehr. Das Sprechen fällt mir noch schwerer. Wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich nach und so lerne ich immer neue Vokabeln. Es ist natürlich einfacher, da ich jeden Tag Deutsch höre und spreche.
fci.de: Welche Erfahrung hast du in deiner Heimat gemacht? Kennen die Norweger den FC Ingolstadt?
Nyland: Durch den Aufstieg in die Bundesliga und dadurch, dass ich als ihr Nationaltorwart hier spiele, beschäftigen sich wahrscheinlich nun mehr Norweger mit den Schanzern als vorher. Der Verein wird schon immer populärer dort, da wir in der Bundesliga spielen. Wir wollen in der Liga bleiben, dann wird die Bekanntheit sicherlich noch gesteigert.
fci.de: Wie fällt dein Fazit nach einem halben Jahr Bundesliga aus? Hast du dir die Teams, Stadien und Fans so vorgestellt?
Nyland: Alles ist natürlich viel größer als in Norwegen. Die großen Arenen sind fast immer ausverkauft. Das ist in Norwegen anders. Das ist wahrscheinlich der größte Unterschied. Das Niveau der Bundesliga ist natürlich auch ein wenig höher als in der Tippeligaen (höchste norwegische Liga; Anm. d. Red.).
fci.de: Wie sehen deine persönlichen Ziele für die Rückrunde aus?
Nyland: Ich habe drei ordentliche Spiele gemacht und gut trainiert in der Hinrunde. Daran will ich natürlich anknüpfen und mich Woche für Woche im Training immer weiter verbessern. Natürlich wünsche ich mir mehr Spielzeit, aber das muss natürlich der Trainer entscheiden. Mein Ziel ist es, dass ich mich permanent weiterentwickle. Dafür muss ich hart arbeiten.
fci.de: Was wird wichtig sein, dass der FC Ingolstadt 04 sein großes Ziel, den Klassenerhalt, erreicht?
Nyland: Wir müssen es so wie in der Hinrunde machen. Aber ich glaube, dass es etwas schwieriger wird, denn die anderen Vereine kennen uns jetzt. Wir haben es in der Hinrunde sehr gut gemacht und vor allem wenig Gegentore kassiert. Das ist auch in der Rückrunde der Schlüssel. Beim Spielstand von 0:0 ist es wichtig, in Führung zu gehen. Denn dann hat der Gegner den Druck. Wenn wir das erste Tor machen, ist es sehr schwer gegen uns zu spielen. Wenn wir das alles schaffen, bleiben wir in der Bundesliga.
fci.de: Beim Ausflug im Trainingslager nach Seefeld hast du auf Langlaufskiern eine sehr gute Figur gemacht. Wie kommt das?
Nyland: Langlaufen habe ich in jungen Jahren sehr regelmäßig gemacht und auch an Wettbewerben teilgenommen. Ich habe dabei sogar beide Stilrichtungen „skating“ und „klassisch“ gelernt. Wir fahren auch jedes Jahr im Winter mit der Familie zum Ski fahren. Das macht mir großen Spaß!
fci.de: Ørjan, vielen Dank für das ausführliche und interessante Interview!