Bundesliga-Helden im Portrait: Teil 4 mit Mathew Leckie
31. Mai, 2016 09.00 Uhr
Mathew Leckie: Ja, ich mache das sehr gern. Natürlich macht das meine Freundin Laura öfter als ich. Der Hund muss der Mal am Tag raus. Es macht uns großen Spaß und Bella genießt das offensichtlich auch (lacht).
fci.de: Wie lange hast du Bella schon?
Leckie: Wir haben sie bekommen, als sie acht Wochen alt war. Damals waren wir noch in Mönchengladbach. Sie ist am 7. Juli 2012 geboren, ist also drei Jahre alt.
fci.de: Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Hund? Ist das nicht kompliziert als Profi?
Leckie: Natürlich würde das ohne Laura nicht gehen. Sie liebt unseren Hund innig und könnte nicht ohne sie leben. Wenn ich längere Zeit unterwegs bin, wie zum Beispiel mit der Nationalmannschaft, dann bleibt Bella natürlich zu Hause bei Laura. Wenn wir in den Urlaub fahren unterstützen uns Lauras Eltern sehr. Es ist nicht immer einfach und halt ein bisschen so, als hätte man ein Kind (grinst).
fci.de: Was machst du sonst gerne in deiner Freizeit?
Leckie: Meistens Ruhe ich mich vom harten Training und den Spielen aus (lacht). Nein, ich spiele gerne Golf und war mit Tomas Pekhart und Lukas Hinterseer schon das ein oder andere Mal auf dem Court. Natürlich spiele ich auch, wie wahrscheinlich jeder Fußballer – Playstation. Laura und ich unternehmen auch viel spontan.
fci.de: Spielt Musik eine Rolle in deinem Leben? Was hörst du gerne?
Leckie: Auf der Fahrt zum Training höre ich gerne Musik im Auto. Und natürlich zur Vorbereitung auf Spiele in der Umkleidekabine oder mit Kopfhörern. Ich höre eigentlich alles. Egal ob herkömmliche Musik, die gerade im Radio läuft. Darüber hinaus mag ich Hip Hop & RnB genauso wie House.
fci.de: Wie kam der Wechsel von Australien nach Deutschland zustande?
Leckie: Mit 18 Jahren habe ich meinen ersten Profivertrag in Australien unterschrieben und dort zwei Jahre in der höchsten Spielklasse gespielt. Dann kam Borussia Mönchengladbach mit einem Scout nach Australien. Sie haben sich wohl einige Spiele und einige Klubs angeschaut und ihnen hat offensichtlich gefallen, was sie gesehen haben. Sie haben wohl mein Talent erkannt und daran geglaubt, dass ich als Profi erfolgreich werden könnte. So kam ich dann nach Deutschland.
fci.de: Wie kommst du mit dem Wetter hier in Deutschland klar? Das Klima ist ja schon unterschiedlich…
Leckie: Anfangs war es schon hart, damit umzugehen. Alles ist neu und man muss sich erstmal im Winter mit Handschuhen und Mützen eindecken. Dinge die man in Australien nicht unbedingt benötigt. Aber mittlerweile bin ich da gut ausgestattet und mit der richtigen Kleidung ist es ja nicht schlimm. Ich spiele auch nicht so gerne im Winter, denn es kann schon passieren, dass die Kälte sich auf dein Ballgefühl, das Spielfeld oder den Ball selbst negativ auswirkt. Aber in der Bundesliga sind alle Vereine so professionell aufgestellt, sodass die Bedingungen nicht so schlecht sind.
fci.de: Wie läuft es mit der deutschen Sprache?
Leckie: Mir fällt es schwer, andere Sprachen zu sprechen. Ich fühle mich im Deutschen noch nicht so sicher, da ich weiß, dass es nicht perfekt ist. Ich lerne zwar langsam, aber stetig. Immerhin verstehe ich mittlerweile so gut wie alles. Manche Interviews führe ich sogar schon auf Deutsch (lacht). Aber nach dem Spiel, wenn man emotional und kaputt ist, spreche ich lieber in meiner Muttersprache, damit ich mich auch genau ausdrücken kann. Sonst fallen die Antworten nur sehr kurz aus.
fci.de: „Trainierst“ du dein Deutsch zu Hause? Deine Verlobte kommt ja immerhin aus Deutschland?
Leckie: Weniger. Ich habe mich da durchgesetzt (lacht). Als wir uns kenngelernt haben, hat sie schon ganz gut Englisch gesprochen und mittlerweile spricht sie besser Englisch als ich Deutsch. Wahrscheinlich wäre es besser für mich, wenn wir mehr Deutsch sprechen würden. Aber es wäre mittlerweile auch komisch, wenn wir plötzlich Deutsch miteinander sprechen würden. Wir haben bisher fast ausschließlich Englisch gesprochen.
fci.de: Wo ist der Lebensmittelpunkt deiner Familie? Wie begleiten sie deine Karriere?
Leckie: Ohne meine Eltern wäre ich natürlich nicht hier. Sie haben schon früh sehr viel Reisen auf sich genommen, um mich zum Training und zu den Spielen zu fahren. Speziell mein Dad hat sechs Tage pro Woche gearbeitet und mich trotzdem abends drei Mal in der Woche zum Fußball gefahren. Und mein Verein war 45 Minuten von unserem Zuhause entfernt. Also das war schon sehr hart für ihn, von der Arbeit nach Hause zu kommen, kurz zu duschen, um mich dann zum Training zu fahren. Ohne ihn hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, Profi zu werden. Heute schaut er sich jedes meiner Spiele im Internet an. Glücklicherweise werden auch ein paar Bundesliga-Spiele im australischen Fernsehen übertragen.
fci.de: Wie stolz ist deine Familie, dass du mit Australien dein Land vertrittst?
Leckie: Sie sind alle sehr stolz. Meine ganze Familie ist fußballverrückt. Sie sind eigentlich in einer Sportwelt aufgewachsen, in der „Australian Football“ sehr populär ist. Aber sie lieben mittlerweile alle Fußball und kaufen sich die Trikots der Nationalmannschaft und kommen zu den Spielen, wenn sie in Australien stattfinden oder schauen sich alles im Fernsehen an. Diese Entwicklung ist schön für mich zu verfolgen. Für mich persönlich ist es natürlich klasse, dass erreicht zu haben. Denn wenn man Profi in Australien, ist das größte Ziel, für sein Land zu spielen. Nun bin ich Stammspieler und alle in meiner Familie freuen sich für mich.
fci.de: Über die Stationen Borussia Mönchengladbach und FSV Frankfurt bist du nach Ingolstadt gekommen. Mit welchen Erwartungen bist du damals Schanzer geworden?
Leckie: Der Weg, den ich als Profi in Deutschland eingeschlagen habe, ging auf- und abwärts. Es gibt immer positive und negative Seiten im Fußball. In Gladbach war ich der junge Kerl, der sich einer Liga gegenübergesehen hat, die viel stärker als die in Australien ist. Somit musste ich schnell lernen und das Spiel hier adaptieren. Das ist nicht einfach, gerade wenn man bedenkt, dass ich von zu Hause ausgezogen ist und dann gleich in ein neues Land. Meine erste Saison war ganz gut. Ich habe zehn Einsätze gesammelt, wir sind vierter geworden. Für mich war es aber vor allem wichtig, Spielpraxis zu sammeln. Deshalb bin ich auch nach Frankfurt gegangen. In zwei Jahren beim FSV hab ich mich als Zweitliga-Spieler etablieren können. Beim FCI wollte ich den nächsten Schritt gehen und um den Aufstieg in die Bundesliga spielen. Die Gespräche mit den Verantwortlichen waren sehr gut und mir wurde gesagt, dass die Schanzer grundsätzlich die Ambition haben, aufzusteigen. Nicht unbedingt im ersten Jahr. Es ist großartig, dass das dann doch schon geklappt hat. Es ist bisher alles aus einem guten Grund passiert und ich bereue nichts. Wir spielen in der Bundeliga. Ich kann mich also sicher nicht beschweren.
fci.de: Nach dem Aufstieg ist der FCI nun gut in die neue Saison gestartet. Dazu konntest du mit deinem Treffer in Augsburg dein erstes Bundesliga-Tor erzielen. Wie waren die Reaktionen aus dem privaten Umfeld auf diesen schönen Treffer?
Leckie: Sie waren alle sehr aufgeregt, weil es ja auch für mich ein spezielles Tor war. Mit dem schwachen Fuß aus dieser Distanz – das ist bisher das beste Tor, das ich in meiner Karriere geschossen habe. Danach haben mir viele Freunde, meine Familie und mein Umfeld zu diesem Tor gratuliert. Das ist natürlich schön.
fci.de: Gab es einen bestimmten Grund, dass du diesen Treffer in Augsburg nicht so ausgiebig gefeiert hast? Dein Jubel war ja eher zurückhaltend.
Leckie: Ich glaube, ich war selbst ein wenig geschockt, dass der Ball reingegangen ist (lacht). Darüber hinaus war das Spiel echt hart und zu diesem Zeitpunkt war ich echt kaputt. Es war eines dieser Spiele, in denen man nicht so zum Zug kommt und wenige Bälle bekommt. Das hat mich etwas frustriert.
fci.de: Du bist offensichtlich sehr schnell. Du hast dabei einen sehr eigenen Laufstil. Hast du dir diesen antrainiert? Und kannst du unseren jungen Fans verraten, wie man an seiner Schnelligkeit arbeiten kann?
Leckie: Meine Technik ist sicherlich nicht so perfekt wie die eines Sprinters bei den Olympischen Spielen, aber ich denke jeder hat da seinen eigenen Stil. Ich habe das schon sehr früh trainiert aber nicht so professionell, dass ich an der Lauftechnik gearbeitet habe. Da ich ein ganz gutes Tempo habe, sehe ich da jetzt auch wenig Sinn darin, an meinem Stil etwas zu ändern. Der Sprint beim Fußball unterscheidet sich auch signifikant von dem beim Sprint. Natürlich hilft es, wenn man die Schnelligkeit in den Genen hat. Da habe ich Glück gehabt (lacht). Laufen als Grundlage zu sehen und es immer wieder zu trainieren hat natürlich auch sehr geholfen.
fci.de: Vielen Dank, Mathew Leckie!