Blick hinter die Schanz: Teil 2 mit Robert Leipertz

Robert Leipertz gibt den FCI-Fans einen Einblick hinter die Schanz.

Blick hinter die Schanz: Teil 2 mit Robert Leipertz

23. Dezember, 2016 09.00 Uhr

In der laufenden Saison wird der FC Ingolstadt 04 zu jedem Heimspiel einen "Blick hinter die Schanz" wagen. Den Anfang macht Robert Leipertz. Viel Spaß beim Lesen!
Ein Rheinländer in Oberbayern: Robert Leipertz wechselte in der Sommerpause vom Zweitligisten 1. FC Heidenheim zum FC Ingolstadt 04. Der gebürtige Jülicher spricht im Schanzer Bladdl unter anderem über die mentale Belastung seines Transfers, die neue Herausforderung in der Bundesliga und seine Hot-Spots in Ingolstadt.

fci.de: Servus Robert, wir treffen dich hier im Klenzepark beim Pokémon-Go spielen. Es gab zeitweise ja einen riesen-großen Hype um das Spiel. Wie hast du davon erfahren?

Robert Leipertz: Ich habe das erste Mal in der Zeitung davon gelesen, dass das Spiel in Australien verfügbar ist und habe mir daraufhin direkt einen Account dort besorgt, um sofort loslegen zu können. Für mich ist es so, als ob man seine Kindheit wieder aufleben lässt. Das ist irgendwie cool. Als Sieben-, Achtjähriger habe ich so lange am Game Boy gesessen, bis die Mama ihn mir weggenommen hat (lacht).


Spielerisch erkundet die Nummer 13 der Schanzer die Donaustadt

fci.de: In welchem Level bist du? Wo spielst du und was sind deine drei Lieblings-Pokémon?

Leipertz: Aktuell bin ich im Level 19, es wird immer schwerer weiterzukommen. Mein Lieblings-Pokémon war schon immer Schiggy. Diesen dann zu Schillok und Turtok weiterzuentwickeln macht Spaß (grinst).

fci.de: Wie oft kommst du dazu, die App zu nutzen?

Leipertz: In dem Spiel kann man ja durch Bewegung Eier ausbrüten. Deshalb habe ich das in der Sommerpause genutzt, als wir unsere Läufe gemacht haben, bevor das Training offiziell losgegangen ist. Ansonsten spiele ich auch zu Hause mit meinen Brüdern. Die sind da genauso fanatisch. Aber auch hier in Ingolstadt schaue ich hin und wieder aufs Handy auf der Suche nach Poké-Stops, wenn ich unterwegs bin.

fci.de: Playstation, Handy-Spiele… Generell scheinst du ein e-Sports-Fan zu sein. Womit beschäftigst du dich hier am liebsten in deiner Freizeit?

Leipertz: Auf jeden Fall. FIFA spiele ich eigentlich am liebsten. Aktuell ist noch ein Formel1-Spiel dazu gekommen. Ich bin generell sehr wettkampf-orientiert und möchte immer der Beste sein. Das ist wie im echten Leben und das treibt mich schon an. Ansonsten bin ich kein großer Fernseh-Fan. Obwohl ich gerade mit „Homeland“ meine erste Serie angefangen – die gefällt mir sehr gut. Außerdem surfe ich täglich auf unzähligen Sport-Seiten. Ich bin ein regelrechter „Transfermarkt.de“-Freak. Auf der Seite bin ich zehn bis zwölf Mal am Tag – das ist zum Beispiel das erste was ich morgens während des Zähneputzens mache. Marktwerte, Forenbeiträge, Wechselgerüchte – das ist mein Ding. Ich bin da eine wandelnde Datenbank. (lacht)


e-Sport-Fan "Leipi" freut sich auf FIFA 17

fci.de: Bist du mit deinen Werten bei dem Playstation-Spiel der EA-Reihe „FIFA“ zufrieden?

Leipertz: Ehrlich gesagt kenne ich meine aktuellen Daten noch nicht. FIFA 17 erscheint ja erst noch. Natürlich wäre es schön, wenn ich eine 70 erhalte. Wenn es bei der bisherigen 67 bleibt oder bei der Aufwertung auf 69, die ich im Laufe der vergangenen Saison erhalten habe, ist es auch ok. Ich lass mich überraschen.

fci.de: Kommen wir zu deinem Wechsel nach Oberbayern. Was viele nicht wissen: Dein Weg zu den Schanzern war auch ein wenig steinig, oder?

Leipertz: Es war in der Tat eine komische Situation. Es war lange nicht klar, wo ich in dieser Saison spielen werde. Es war ein Hin-und her. Zunächst wurde mir gesagt, dass Schalke mich zurückholen möchte, dann war ich gefühlt wieder auf dem Weg nach Heidenheim. Es war schon eine Hängepartie, da ich zwischendurch auch fast wieder im Flugzeug mit dem FC Schalke nach China war. Ich habe aber in Gelsenkirchen um Freigabe gebeten und wollte unbedingt zum FC Ingolstadt 04 wechseln. Dort hatte ich mir im Vorfeld auch die Gegebenheiten angeschaut und war nach den Gesprächen mit den sportlich Verantwortlichen total überzeugt. Diese Situation hat mich schon belastet und so konnte ich meinen Urlaub im Sommer auch nicht wirklich genießen. Das hat Kraft gekostet. Zum Glück wurde am Ende eine Lösung gefunden, die für alle das Beste ist.

fci.de: Wie gestaltete sich deine Wohnungssuche? Auch hier musstest du ja ein paar Hindernisse überwinden, oder?

Leipertz: Es ist schwer, in Ingolstadt eine Wohnung zu finden. Jeder, der hier einmal eine Wohnung gesucht hat, wird wissen, wovon ich spreche. Die Wohnungen, die online zu finden sind, waren oft längst vergeben und die Angebote somit nicht mehr aktuell. Zum Glück hat mich der Verein unterstützt. Parallel hab ich auch alle Immobilien-Makler abtelefoniert und am Ende eine schöne Wohnung gefunden. Ich musste mich da schnell entscheiden, es gab weitere 80 Interessenten – aber jetzt passt alles.


Robert Leipertz fühlt sich in den eigenen vier Wänden in Ingolstadt pudelwohl.

fci.de: Hast du schon Lieblingsorte in Ingolstadt, an denen du dich gerne aufhältst?

Leipertz:Ich muss zugeben, dass ich ein großer Fan vom Restaurant „Vapiano“ im Westpark bin. Schon in Gelsenkirchen bin ich gerne dort Essen gewesen. In Heidenheim habe ich sogar eine Stunde Fahrtzeit nach Stuttgart oder Augsburg auf mich genommen, um ins Vapiano gehen zu können. Außerdem gefällt mir der Donaustrand echt gut. Egal ob du mit Freunden hier sitzt oder einfach ein bisschen Musik hörst – das ist eine schöne Location. Es gibt schon schöne Ecken hier.

fci.de: Nach ein paar Wochen beim FC Ingolstadt 04 – Wie nimmst du den Verein und die Mitarbeiter beim FCI war?

Leipertz: Was man gleich merkt ist, dass Ruhe im Verein herrscht und man auf Kontinuität setzt. Wir haben klasse Trainingsbedingungen und können uns total auf unsere Arbeit fokussieren. Auch in der Geschäftsstelle herrscht ein super Klima und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern macht großen Spaß. Egal ob man Spieler ist oder Mitarbeiter der Geschäftsstelle ist – der Umgang ist sehr freundlich. Das ist nicht überall so. Dementsprechend ist es schön in einen Verein zu kommen, wo du weißt, dass gegenseitiger Respekt herrscht. Ich fühle mich sehr wohl hier.

fci.de: Wie unterscheidet sich das Leben im Rheinland, vom Leben auf der schwäbischen Alb und jetzt in Oberbayern? Verstehst du alles, wenn ein Ur-Bayer mit dir spricht?

Leipertz: Natürlich hab ich in der Heimat hin und wieder mal ein schönes Kölsch getrunken. Auch die perfekte Curry-Wurst hab ich hier noch nicht gefunden. Aber ein Hefeweizen kann auch lecker sein (lacht). Wir Rheinländer sind sehr offen und freundlich zu allen. In einer Kneipe sitzt du in meiner Heimat nie lange allein. Du wirst sofort von den Frohnaturen aufgenommen und integriert. Das ist im Gegensatz zu meiner Zeit in Heidenheim jetzt hier in Ingolstadt wieder einfacher geworden für mich. Die Leute hier sind schon sehr offen und herzlich. Wir haben bei uns im Funktionsteam ein paar Ur-Bayern. Wenn die richtig loslegen, wird es schwer für mich eine spezielle Herausforderung. Der bayerische Ausdruck „Gruzefix“ ist dabei auf jeden Fall hängen geblieben (lacht).

fci.de: Wie bist du in der Mannschaft aufgenommen worden? Mit welchen Mitspielern verstehst du dich besonders gut?

Leipertz: Ich bin ein ruhigerer Typ und deshalb fällt es mir normalerweise nicht so leicht, in eine neue Mannschaft zu kommen. Aber bei den Schanzern hab ich mich überwunden, bin aktiv auf die Jungs zugegangen und hab schnell Anschluss gefunden. Das ist in dieser Truppe auch nicht schwer. Mit Fabijan Buntic, Maurice Multhaup, Hauke Wahl oder Max Christiansen unternehme ich schon oft etwas. Florent Hadergjonaj sitzt neben mir in der Kabine. Den hab ich mir sofort geschnappt und mit einbezogen. Gerade weil ich weiß, wie es ist, als Neuzugang in eine fremde Umgebung zu kommen, in der du zunächst niemanden kennst.

fci.de: Merkst du auch diesen speziellen Teamspirit, der die Mannschaft in der Vergangenheit so stark gemacht hat?

Leipertz: Auf jeden Fall. Wir haben, ähnlich wie in Heidenheim, wahrscheinlich im Bundesliga-Vergleich nicht die höchste individuelle Qualität. Aber durch unsere Teamchemie können wir das ausgleichen. Das hat man zum Beispiel wieder in Hamburg gesehen. Auch in persönlich schwierigen Situationen, wenn man nicht im Kader ist, wird im Spielersatz-Training Gas gegeben. Hier ist keiner beleidigt, sondern jeder zieht voll mit.

fci.de: Auf dem Platz hast du eine ganz eigene Schusstechnik vor allem mit dem rechten Fuß. Was hat es damit auf sich? Und wie kam es dazu?

Leipertz: Es sieht ein wenig unkonventionell aus, wenn ich aufs Tor schieße. Es sieht für Außenstehende so aus, als würde ich beim Außenspann-Schuss meinen Knöchel ausrenken. Auf den ersten Blick denkt man, ich schieße Richtung Eckfahne. Der Ball bekommt dabei aber solch einen Drall, dass er unten in die Torecke fliegt. Früher haben sich die Torhüter im Training aufgeregt und meinten, dass mir der Ball nur abrutscht und dass da Zufall im Spiel ist. Aber ich hab mich davon nicht beirren lassen und weiter daran gefeilt. Vor allem habe ich auch immer trainiert, mit beiden Beinen Tore erzielen zu können.

fci.de: In Heidenheim warst du in der vergangenen Saison Top-Scorer. Wie würdest du dich selbst einschätzen? Was sind deine größten Stärken, woran möchtest du noch gezielt arbeiten?

Leipertz: Der Torabschluss gehört zu meinen Stärken – mit Links und Rechts. Dazu gehören natürlich auch ein gewisser Torriecher und das Spielverständnis, damit man als Stürmer am richtigen Ort steht. Taktisch habe ich mit dem für mich neuen System auf jeden Fall Nachholbedarf und auch mein Kopfballspiel ist nicht so überragend. Obwohl ich bisher immer mein Kopfballtor in der Saison gemacht hab. Aber hier ist definitiv noch Luft nach oben.


Ingolstadt ist die neue Heimat des gebürtigen Rheinländers

fci.de: Mit welchen Erwartungen bist du zum FC Ingolstadt 04 gewechselt? Welche Ziele hast du dir gesetzt?

Leipertz: Ich bin in eine neue Mannschaft und Liga gekommen und stehe vor neuen Herausforderungen. Da steckt man seine eigenen Erwartungen auch erstmal zurück. Auch wenn ich in Heidenheim gesetzter Stammspieler war, ist mir bewusst, dass ich mir beim FCI alles neu erarbeiten muss. Es ist für mich ungewohnt, wenn ich nicht im Kader dabei bin – aber ich sehe das als Teil eines Prozesses. Diese Entwicklung muss ich machen, um die neuen Herausforderungen zu bestehen. Wahrscheinlich ist es auch ein Stück weit normal, dass ich mich erst an das höhere Tempo und an die veränderte Taktik gewöhnen muss. Mein Ziel kann nur sein, mich zu etablieren. Ich möchte so oft wie möglich für den FC Ingolstadt 04 auf dem Platz stehen, um alles für unseren Verein zu geben. Ich möchte in der Bundesliga spielen und mit den Schanzern so früh wie möglich die Klasse halten. Klar dass ich dabei nicht nur in der Kabine ein Teil des Teams sein will, sondern auch auf dem Platz mithelfen möchte, dass wir unsere Ziele erreichen.

fci.de: Vielen Dank für das ausführliche Interview, Robert.