Kuriose Erinnerungen, ein Hallotri und Verwechslungsgefahr: Fünf Stories zum HFC
25. September, 2020 12.00 Uhr
Senkrechtstarter?
Da schau an! Erstmals seit elf Jahren und überhaupt erstmals im Audi Sportpark gelang dem FCI ein Heimsieg zum Auftakt: Das 2:1 gegen den KFC Uerdingen war nicht zuletzt deswegen Balsam für die geschundene Schanzer-Fanseele, und schon wieder „befürchteten“ einige ein ähnliches Finish wie einst in der Relegation gegen… naja, lassen wir das. Wobei Trainer Tomas Oral dahingehend auch ganz nüchtern festhält: „Diese merkwürdige Relegation ist fortan Teil unserer Geschichte.“ Sei es drum, richten wir den Blick in die Zukunft, und diese heißt Halle: Die Rot-Weißen überraschten schon in der Vorsaison mit einem riesen Start, gelingt dem HFC das auch in der Saison 20/21? Jedenfalls ist der Auftakt geglückt, in Magdeburg überzeugten defensiv stabile Hallenser auf der ganzen Linie und entführten drei Zähler beim 2:0-Erfolg. Mal sehen, wie es am Samstag läuft, wenn die beiden nun erstmals seit März 2020 wieder aufeinandertreffen…
Last-Minute…
Womit wir wieder beim Thema wären: Diese verflixten Schlussminuten! Im März führte der FCI bereits bis in die Nachspielzeit durch einen Treffer von Caniggia Elva mit 1:0, nach einer längeren Durstrecke war der befreiende Dreier in greifbarer Nähe. Doch der HFC drückte und drückte… und kam irgendwie noch zum Ausgleich durch Marcel Hilßner (92. Minute). Nun griffen die oft besagten „Mechanismen des Geschäfts“: Trainer Jeff Saibene musste nach fünf Spielen ohne Sieg seinen Hut nehmen. Mit Tomas Oral übernahm ein Altbekannter, allerdings unter kuriosen Umständen: Gerade erst ins Training gestartet, erfolgte der Lockdown und so wurde jenes 1:1 am 27. Spieltag vor rund 6.300 Zuschauerinnen und Zuschauern das für lange Zeit letzte FCI-Spiel vor Publikum. Schön, dass bei unserer Rückkehr nach Halle jetzt wieder vor Fans, wenn auch nicht vor unseren mitgreisten, gespielt werden darf.
So ein Hallotri
Das Maskottchen des Halleschen FC heißt HALLOTRI und begeistert nicht nur zu den Heimspielen vor allem die jüngsten Fans in Rot-Weiß. Der Biber findet an der Saale ideale Bedingungen vor und sprüht nur so vor Enthusiasmus, Lebensfreude und Optimismus. Im Jahr 2003 machte der HFC auf der Suche nach einem passenden Maskottchen einen Aufruf. Beim Preisausschreiben erhielt der Biber den Zuschlag, weil diese possierlichen Tiere an der Saale häufig vorkommen. Seinen ersten Auftritt hatte Hallotri im Dezember 2003 im altehrwürdigen Kurt-Wabbel-Stadion beim Heimspiel des Halleschen FC gegen Hertha BSC.
Hallotri schreibt sich bewusst mit einem „t“, um nicht mit Halodri verwechselt zu werden. Leichtsinn verkörpert er nämlich nicht, sondern die Dreieinigkeit von Hallensern, Halloren und Hallunken. Diese selbstironische Kategorisierung der Einwohner Halles soll sogar vom großen Dichter Heinrich Heine stammen. Hallenser sind damit Leute, die in Halle an der Saale geboren sind, unter Halloren versteht man Salzarbeiter, die ursprünglich im „Thale zu Halle“, dem heutigen Hallmarkt lebten und Hallunken sind Zugezogene, die sich in der einst heruntergekommenen Vorstadt Glaucha niederlassen. Nicht zu verwechseln mit den Halunken mit nur einem „l“. Fazit: Ein Hallunke kann also niemals ein Hallore werden, ein männlicher Hallenser aber schon, wenn er nachweisen kann, dass ein Mitglied seiner Familie einmal in der Salzgewinnung tätig war… Alles klar?
Der beste Tag im Leben eines Torwarts
Wieder mal eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt: Ort des Geschehens ist das ehrwürdige Steigerwaldstadion in Erfurt. Am 13. Spieltag der dritten Liga in der Saison 2017/18 zwischen Rot-Weiß und dem Halleschen FC hütet Tom Müller nach Beförderung durch den damaligen Coach Rico Schmidt erstmals als Stammkeeper des HFC-Tor. Nachdem eine Kopfballrückgabe zu kurz geraten war, musste der 19-Jährige einen heranstürmenden Erfurter im Strafraum foulen. Er parierte den anschließenden Elfmeter und hielt Halle trotz des 0:1-Rückstands im Spiel. In der sechsten Minute der Nachspielzeit stürmte Müller bei der letzten Ecke mit nach vorne, stieg hoch und versenkt den Ball per Kopf ins linke Eck. Direkt danach war Schluss. Bei der wöchentlichen Abstimmung auf der DFB-Homepage wurde Müller zum „Spieler des Spieltags“ gewählt.
Verwechslungswechsel
„Wechseltheater“ ist im Sport durchaus ein gängiger Begriff. Doch jener Akt, der am neunten Spieltag der letzten Saison aufgeführt wurde, dürfte im bezahlten Fußball einmalig sein: Tabellenführer Halle empfängt den Sechzehnten Preußen Münster und führt in der 84. Minute mit 2:1 Toren. Schiedsrichter Bacher verlor den Überblick, verursachte eine folgenschwere Kommunikationspanne und verlor beim späten Ausgleichstreffer von Münster den Überblick. Was war passiert? Die Gastgeber wollten ihren Top-Stürmer Terrence Boyd vom Platz holen und dafür Defensivspieler Jan Washausen bringen. Unmittelbar zuvor wechselte Preußen mit Rufat Dadashov seine Nummer 9 ein; es kam zum Missverständnis: Halle-Angreifer Pascal Sohm sah die Nummer auf der Anzeigetafel des vierten Offiziellen und fühlte sich angesprochen, denn er trägt bei Halle die 9. Schiri Bacher deutete das genauso – und schickte Sohm zum nächstgelegenen Spielfeldrand. Zur gleichen Zeit verließ Boyd auf der anderen Seite den Platz, weil seine Nummer angezeigt wurde. Noch bevor Boyd die Linie erreichte, sprintete jedoch Washausen auf den Platz – denn das Spiel war von Bacher bereits wieder freigegeben worden. Bitter für den HFC: Die Gäste nutzten genau diesen Angriff zum Ausgleich. Bei der anschließenden langen Diskussion blieb der Unparteiische bei seiner Entscheidung. Boyd musste auf dem Platz bleiben, während Sohm, der zuvor das zwischenzeitliche 1:1 für Halle geschossen hatte, in den Augen des Unparteiischen als ausgewechselt galt. Was für ein Wechsel-Theater.