Zwischen Mittelalter und Moderne – Der SSV Jahn aus der „nördlichsten Stadt Italiens“
19. Dezember, 2018 12.00 Uhr
Historie
1889, 1907, 2000 oder 2009: Will man die Gründung des SSV Jahn Regensburg, so wie er aktuell besteht, festlegen, so trifft man schnell auf einige bedeutende Abspaltungen, Ausgliederungen und Übernahmen. Auch wenn der SSV Jahn Regensburg auf dem 1886 entstandenen Turnerbund Jahn Regensburg (Fußballabteilung am 4. Oktober 1907 gegründet) basiert, gründete sich dessen Fußballabteilung erst am 4. Oktober 1907. Es folgte ein Jahrhundert mit vielen Hochs und Tiefs. Ein Höhepunkte dürfte 1947 der Gewinn des Bayerischen Landespokals gewesen sein – übrigens ausgerechnet gegen den MTV Ingolstadt. Nach einigen Jahren weitestgehender Stabilität kam es zum absoluten Tiefpunkt der Vereinsgeschichte: Die Jahnelf rutschte in den Neunzigern in die Fünftklassigkeit ab und war hinter der SG Post/Süd Regensburg plötzlich sogar nur noch die „Nummer Zwei“ der Stadt, doch die Oberpfälzer sollten nicht nur in dieser Situation Comeback-Qualitäten beweisen.
Über die Bayernliga gelang 2000 der Aufstieg in die Regionalliga Süd. Daraufhin wurde die Fußballabteilung aus dem Hauptverein ausgegliedert und der SSV Jahn 2000 Regensburg war geboren – die Jahreszahl wurde später wieder entfernt. Als 2009 dann wiederum die erste und zweite Mannschaft sowie die A-Jugend in die SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA ausgegliedert wurden, befand sich der Jahn wieder in der dritten Liga. Nach einem Jahr 2. Bundesliga (12/13) folgte 2015 wieder ein kleiner Absturz bis in die Regionalliga Bayern, dem aber der direkte Wiederaufstieg folgte. 2016/2017 gelang dann sogar der Durchmarsch in Liga Zwei durch einen Relegationssieg gegen den TSV 1860 München und prompt zeigte der Jahn auch in dieser Spielzeit, was in ihm steckte: Am Ende stand der fünfte Rang zu Buche. Auch zwischenzeitliche Unruhe durch den Ein- und Ausstieg eines Investors konnte den SSV nicht von seinem Weg abbringen und so gibt es auch in der Spielzeit 2018/2019 wieder ein Donauderby.
Stets hitzige Duelle: Stefan Leitl und seine Schanzer besiegten den Jahn mit 4:2 an jenem Tag.
Bisherige Duelle
Dann wollen es die Schanzer deutlich besser machen, als in der vergangenen Saison. Zwei bittere Niederlagen setzte es für unseren FCI jeweils trotz Führungen (2:4 und 2:3). Doch auch im ersten Duell lief es für die Schwarz-Roten nicht nach Wunsch: Damals siegte die Jahnelf in der Regionalliga Süd mit 1:0, doch es sollte der vorerst letzte Sieg, denn in den fünf folgenden Partien bleiben meist die Ingolstädter siegreich (vier Schanzer Erfolge und ein Remis). Der FCI stieg damals nach den ersten zwei Begegnungen am Saisonende in die 3. Liga auf, die Oberpfälzer zogen im Jahr darauf nach. Einer der Höhepunkte aus Sicht der FCI-Fans dürfte das spektakuläre 4:2 im Audi Sportpark aus der Zweitliga-Saison 12/13 sein. Stefan Leitl, Manuel Schäffler, Caiuby und Christian Eigler drehten mit ihren Treffern einen frühen Rückstand und waren dann noch mit einem 2:1-Erfolg im Rückspiel maßgeblich am direkten Abstieg der Domstädter beteiligt. Wie erwähnt, konnten sich die Regensburger zuletzt dafür revanchieren – umso spannender werden die kommenden „Duelle um die Donau“.
Stadion
Der SSV Jahn Regensburg bestreitet seine Spiele seit der Saison 15/16 in der brandneuen Continental Arena, die unserem Audi Sportpark in einigen Teilen architektonisch und insbesondere bezüglich des Fassungsvermögens ähnelt. 15 224 Personen finden in der Arena Platz, die das altehrwürdige, aber in die Jahre gekommene, Jahnstadion seit nunmehr drei Jahren ersetzt. Insgesamt verfügt sie über 6148 Steh- sowie 9076 Sitzplätze und wird durch ein Funktionsgebäude ergänzt, in dem unter anderem die Geschäftsstelle des Vereins untergebracht ist. Das Stadion befindet sich im Süden Regensburgs an der Franz-Josef-Strauß-Allee im Stadtteil Oberisling, direkt an der Anschlussstelle Regensburg-Universität der A3 und damit in unmittelbarer Nähe zur Universität und zum Universitätsklinikum der Studentenstadt.
Bietet Platz für über 15 000 Zuschauer: Die Regensburger Continental Arena.
Berühmte Persönlichkeiten
Seit 1748 ist die „Fürsten-Familie“ Thurn und Taxis bis heute in Regensburg ansässig. Aktuelles Oberhaupt der europaweit verwurzelten und einst äußerst einflussreichen Dynastie ist Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Geboren als Mariae Gloria Ferdinanda Joachima Josephine Wilhelmine Huberta Gräfin von Schönburg-Glauchau heiratete sie 1980 in die Familie ein, übernahm nach dem Tod ihres Gatten Johannes die Verwaltung des immensen Besitzes und war nicht zuletzt aufgrund ihrer sehr extrovertierten Art überregional bekannt. „Punker-Fürstin“, „Pop-Aristokratin“ oder „Prinzessin TNT“ waren nur einige der Namen, die ihr Boulevardmedien verpassten. Die 1960 geborene Unternehmerin engagiert sich in zahlreichen Bereichen und erhielt mehrfach Auszeichnungen für ihre Engagements.
Nur fünf Jahre in Regensburg wohnhaft, aber nicht weniger bekannt dürfte Oskar Schindler sein. Der Fabrikbesitzer rettete über 1.200 Juden durch seinen Einsatz zur Zeit des Nationalsozialimus das Leben. Seine Geschichte wurde von Steven Spielberg in „Schindlers Liste“ verfilmt und sorgte weltweit für Aufsehen. Schindler lebte in der Nachkriegszeit im Regensburger Goliathhaus, eine von zahllosen Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Das berühmte Goliathhaus in Regensburg beherbergte einst auch Oskar Schindler.
Stadt und Sehenswertes
Nicht umsonst wird Regensburg als „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet: Eine wunderschöne Altstadt inklusive dem Dom St. Peter und die unmittelbare Nähe zur Donau machen Regensburg zu einer der sehenswertesten Städte Bayerns. Dabei treffen Moderne und Mittelalter stets aufeinander: Regensburg ist die einzige unzerstörte mittelalterliche Stadt Deutschlands und kann unter anderem mit imposanten Brücken, die einst wahre Monumente darstellten, auftrumpfen. Hinzu kommen imposante Patrizier-Türme, ehemalige Status-Symbole reicher Kaufleute, die heute von Studenten bewohnt werden. Hier verschmelzen Alt und Neu.
Mit deutlich über 30 000 Studierenden stellen junge Leute einen hohen Anteil an Regensburgs Gesamtbevölkerung und so kommt es wohl nicht von ungefähr, dass die Donaustadt nach wie vor über die höchste Kneipendichte Deutschlands verfügt. Doch es gibt auch besondere Geheimtipps für Feinschmecker: Im Weingut Dr. Riess gibt es Wein, von dem man keine Kopfschmerzen bekommt, in der Kreuzschänke werden sensationelle Riesenschnitzel serviert und in der Historischen Wurstkuchl ist der Name Programm.
Dies waren nur einige Highlights einer Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Gepaart mit dem Derby-Feeling ist ein ereignisreicher Aufenthalt in der Domstadt also fast garantiert, wenn es am kommenden Samstag (4. August) erneut und hoffentlich mit einem besseren Resultat zum SSV geht. Und das Beste: Das Ganze liegt nur etwa eine Stunde von Ingolstadt entfernt.
Anpfiff am Samstag im Audi Sportpark ist um 13 Uhr, es gibt noch einige Tickets online und in unseren Fanshops.