Kauczinski: „Werden immer am Limit spielen müssen!“

Der neue Cheftrainer der Schanzer Markus Kauczinski (Mitte) im Kreise der sportlich Verantwortlichen beim FCI, Harald Gärtner (re., Geschäftsführer Sport & Kommunikation) und Thomas Linke (Sportdirektor).

Kauczinski: „Werden immer am Limit spielen müssen!“

04. Juli, 2016 12.00 Uhr

Der FC Ingolstadt 04 geht mit einem neuen Cheftrainer in seine zweite Bundesliga-Saison. Im großen fci.de-Interview verrät uns Markus Kauczinski unter anderem, worauf er sich in Ingolstadt am meisten freut, warum er zwei Co-Trainer mit an die Donau bringt und welche Ziele die Schanzer in der neuen Spielzeit haben. Viel Spaß!
fci.de: Herzlich willkommen beim FC Ingolstadt 04, Markus Kauczinski. Hast du nach 15 Jahren beim KSC schon realisiert, dass deine Vereinsfarben ab sofort schwarz und rot sind?

Markus Kauczinski: Ja, ich hatte schon im Oktober 2015 gesagt, dass ich den KSC verlassen werde. Von daher hatte ich auch die Zeit, mich damit auseinanderzusetzen, mich abzunabeln und mich auf etwas Neues zu freuen.

fci.de: Was hat für dich den Ausschlag gegeben, zum FCI zu kommen?

Kauczinski: Zum einen war das, was der FC Ingolstadt 04 in den vergangenen Jahren gemacht hat, sehr erfolgreich. Es hat auf mich Eindruck gemacht, wie der Verein und das Team nach außen geschlossen agiert haben. Es wurde in kurzer Zeit schon sehr viel erreicht. Dabei wirkte auf mich diese Mischung aus kämpferischer Einstellung und menschlichem Umgang untereinander sehr sympathisch. Das empfinde ich als sehr reizvoll. Die Gespräche mit Harald Gärtner und Thomas Linke über die Entwicklungsmöglichkeiten des Clubs waren auch sehr positiv. Somit war das Gesamtpaket für beide Seiten am Ende stimmig.
fci.de: Welche Eindrücke hast du von der Stadt und wirst du mit deiner Familie nach Bayern ziehen?

Kauczinski: Unser Sohn, der 17 Jahre alt ist, wird sein Abitur auf jeden Fall noch in Karlsruhe abschließen. Bis dahin wird meine Frau bei ihm in Baden bleiben. Wir haben jetzt eine Wohnung in Ingolstadt bezogen. Wenn die Zeit es erlaubt, werden die beiden mich hier besuchen kommen. Wir werden das so organisieren, dass die Familie nicht darunter leidet. Von der Stadt habe ich einen sehr positiven Eindruck. Die Menschen sind sehr freundlich und haben uns super aufgenommen.

fci.de: Wie hast du den FCI als Gegner und in der vergangenen Saison als Bundesligist wahrgenommen?

Kauczinski: In der 2. Liga waren unsere Spiele immer sehr eng, kämpferisch und hitzig. Die erste Bundesliga-Saison der Schanzer von den Ergebnissen her aber auch vom Auftreten klasse. Die Mannschaft hat ein großes Herz bewiesen und den Teamgedanken ausgestrahlt. Das war schon außerordentlich.

fci.de: Du bist in diesem Jahr vom DFB als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet worden. Was bedeutet dir dieser Titel?

Kauczinski: Das war für mich überraschend. An diesem Abend hat man die letzten 15 Jahre Revue passieren lassen, denn der DFB hatte an dem Abend einen Film vorbereitet. Das war ein besonderer Moment, geehrt zu werden. Es fühlt sich immer noch unwirklich an, weil es so viele Trainer gibt. Es hat mich gefreut, dass dieser kontinuierliche Weg und die Entwicklung von jungen Talenten wertgeschätzt wurden.

fci.de: Wie würdest du deine Arbeitsweise beschreiben? Was ist dir in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft wichtig?

Kauczinski: Es ist immer schwer sich selbst und seine Arbeit zu beschreiben. Prinzipiell ist es mir wichtig, dass der Spaß am Fußball und die Leidenschaft für diesen Sport nicht zu kurz kommen. Es ist das Schönste auf dem Platz zu stehen, gegeneinander zu spielen und gewinnen zu wollen. Das möchte ich unter anderem in die Mannschaft einbringen. Persönlich habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, den Jungs immer die Wahrheit zu sagen und den Spielern mitzuteilen, woran sie sind. Darauf kann sich das Team verlassen. Ansonsten ziehe ich die Zügel an, wenn es notwendig ist und bin rücksichtsvoll, wenn es möglich ist. Das ist immer situationsbedingt.


Der neue Cheftrainer der Schanzer, Markus Kauczinski, zeigte sich beim Trainingsauftakt gut gelaunt (Foto: KBUMM/Bösl)

fci.de: Machst du dir Gedanken darüber, dass du in der kommenden Saison deine Premiere als Bundesligatrainer feiern wirst?

Kauczinski: Um ehrlich zu sein, nein. Das macht mir keine Bauchschmerzen. Ich bin jetzt vier Jahre Profitrainer und habe schon oft gegen Bundesliga-Clubs gespielt. Zwischen den Ligen gibt es Unterschiede in der Qualität der Spieler. In den Taktiken und worauf es beim Fußball ankommt, erkenne ich keinen signifikanten Unterschied. Ich habe deshalb keinerlei Bedenken, im Gegenteil: Ich freue mich auf dieser Herausforderung.
fci.de: Nach einer intensiven Zeit beim Karlsruher SC – Wie hast du den Sommer verbracht?

Kauczinski: Es war gut, dass wir mit dem KSC so früh den Klassenverbleib gesichert haben. Nach dem sehr stressigen Vorjahr mit der dramatischen Relegation gegen den HSV, nach dem ich mental wirklich ausgelaugt war, konnte ich in diesem Sommer gut entspannen. Dabei habe ich mit meiner Familie Urlaub gemacht, wie viele andere auch: Fahrrad fahren, mit Freunden Essen gehen oder die Sonne genießen.

fci.de: Wie schätzt du den aktuellen Schanzer Kader ein und an welchen Stellschrauben möchtest du gerne noch drehen?

Kauczinski: Wir sind auf einem guten Weg und haben auch schon vielversprechende Transfers getätigt. Natürlich halten wir weiterhin die Augen nach Verstärkungen offen. Wichtig ist dabei nicht, dass es schnell geht, sondern dass es die richtigen Jungs sind. Erst dann, wenn wir 100% Prozent davon überzeugt sind, dass der Spieler zu uns passt – mit allem was dazu gehört – werden wir ihn an uns binden.

fci.de: Heute ist das Team erstmals zum Training zusammenkommen. Wie groß war die Vorfreude, loszulegen?

Kauczinski: Die Vorfreude ist wirklich riesig groß. Die Pause ist doch schon ziemlich lange. Ich merke bei mir schon das gewisse Kribbeln und die wachsende Ungeduld. Es musste jetzt endlich losgehen, dass mit der Mannschaft anfangen zu arbeiten. (lacht)

fci.de: Wie sieht der Zeitplan aus, um den gesamten Kader zusammen zu haben?

Kauczinski: Unsere österreichischen Nationalspieler werden am 17. Juli zur offiziellen Saisoneröffnung zu uns stoßen. Wenn wir jetzt wirklich alle Spieler beisammen haben und der Kader steht, kann man jetzt noch nicht sagen. Wir setzen uns da auch nicht unter Druck. Wir wollen ja, dass möglichst alles perfekt harmoniert. Deshalb nehmen wir uns auch die Zeit, die dafür nötig ist.

fci.de: Du bringst mit Argirios Giannikis und Patrick Westermann zwei Co-Trainer mit zum FCI. Was macht deine Kollegen aus?

Kauczinski: Wir sind ein eingespieltes Team. Mit Argirios Giannikis arbeite ich jetzt schon acht Jahre eng zusammen. Er ist ein ausgewiesener Taktiker, der für sein Alter schon sehr weit ist. Mit Patrick Westermann arbeite ich zwar erst ein Jahr zusammen, kenne ihn aber auch schon jahrelang und weiß, wie er denkt und auf dem Platz arbeitet. Für Jugendspieler hat er ein sehr gutes Auge und immer ein offenes Ohr. Im Bereich talentierter Fußballer ist sein Netzwerk gerade in Süddeutschland sehr groß. Wir liegen auf einer Wellenlänge, unser Verhältnis ist von großer Loyalität geprägt und ich vertraue beiden blind. Wir ergänzen uns aus meiner Sicht menschlich und fachlich einfach perfekt.


Markus Kauczinski mit einem seiner beiden Co-Trainer Patrick Westermann (Foto: KBUMM/Bösl)

fci.de:
Was versprichst du dir von dem Teambuilding-Event in Österreich und wie wird es danach weitergehen?

Kauczinski: Wir wollen uns im Hüttendorf kennenlernen. Wir haben ein paar Neuzugänge und auch das Trainerteam ist neu. Für uns ist es wichtig, die Mannschaft auf und neben dem Platz erleben. Dort haben wir die Zeit, miteinander in den Dialog zu kommen und die ersten Schritte zu machen, uns aufeinander einzuspielen. Nach dem Teambuilding-Event werden wir in Ingolstadt noch ein Laktattest durchführen, um individuelle Pläne für die Jungs zu erstellen, die sie dann in der Woche vor der Saisoneröffnung selbständig abarbeiten werden.

fci.de: Welche Schwerpunkte werdet ihr im Trainerteam während der Vorbereitung setzen?

Kauczinski: Die Fitness-Komponente zieht sich wie ein roter Faden durch die Vorbereitung. Ein Schwerpunkt wird aber auch das Kennenlernen sein. Wir wollen eine Mannschaft werden, die füreinander da ist. Natürlich gilt es dann auch die Dinge, die im Fußball wichtig sind, zu trainieren. Das sind zum Beispiel taktische Vorgaben, unsere Abläufe beim gemeinsamen Angreifen und Verteidigen zu automatisieren und uns zu erarbeiten, wie wir uns in bestimmten Situationen auf dem Platz verhalten wollen. Das sind viele Puzzleteile, die am Ende ein Gesamtbild ergeben werden.

fci.de: Du hast in deiner Laufbahn so gut wie alle Stationen im Nachwuchsbereich durchlaufen. Wie wichtig ist dir die Schnittstelle zum Nachwuchsleistungszentrum?

Kauczinski: Das ist mir sehr wichtig, wenn man sieht, wie schnell solch junge Spieler es auch bei den Profis packen können. Gerade wenn ein Team gut harmoniert und man ein starkes Gerüst hat, ist es leichter für einen jungen Spieler, dort Fuß zu fassen. Den Verantwortlichen hier im Club ist eine gute Vernetzung wichtig und das ist auch meine Philosophie. In der Vergangenheit habe ich schon bewiesen, dass ich mich nicht scheue, einen jungen Spieler ins kalte Wasser zu werfen. Somit kann der Weg vom NLZ zu den Profis ein kurzer sein.

fci.de: Du bist auch dafür bekannt, jungen Spieler eine Chance zu geben, sich bei den Profis zu beweisen. Hast du beim FCI ähnliches vor? Werden Spieler aus dem Nachwuchs oder der U 23 regelmäßig „oben“ mittrainieren dürfen?

Kauczinski: Wir werden zunächst mit Maximilian Thalhammer und Ryoma Watanabe aus der U 23 zwei Talente mit in das Teambuilding-Event mitnehmen. Für Spieler, die es verdient haben, wird die Tür immer offen sein, sich zu zeigen.

fci.de: Die ersten Spiele der Schanzer es in sich: Im DFB-Pokal geht es zu Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue. In der Bundesliga trifft der FCI zunächst auswärts beim HSV an, spielt am 2. Spieltag daheim gegen Hertha BSC und reist dann zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Welche Gedanken schießen einem da durch den Kopf?

Kauczinski: Um ehrlich zu sein, war mir die Reihenfolge der Gegner relativ egal, da es für uns keine leichten Aufgaben gibt. Wir wissen, dass wir immer am Limit spielen müssen. Im Pokal wird es in Aue ein heißer Kampf, das kann ich jetzt schon versprechen. Auch in Hamburg wissen wir, was uns erwartet. Die Spannung steigt und ich freue mich einfach, dass wir uns auf diese tollen Spiele vorbereiten können.

fci.de: Welche Ziele wirst du dir mit dem Team setzen?

Kauczinski: Wir wollen es so gut machen, wie es geht. Wir wollen viele Dinge beibehalten, die die Mannschaft in ihrem Kampf und in ihrer Einstellung ausgezeichnet hat. So hat das Team ja viele Punkte geholt. Aber wir können auch noch einige Sachen verbessern und daran werden wir arbeiten. Wir gehen diese Herausforderung mit großer Vorfreude an. Wir wollen guten Fußball zeigen, die Leute begeistern und ein unbequemer Gegner sein. Der

fci.de: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch und auf eine erfolgreiche Saison!