Rückblick: Fans fragten den Bomber
09. Mai, 2016 10.30 Uhr
Moritz Hartmann: Über das Karriereende habe ich noch gar nicht nachgedacht – ich bin ja auch erst 29 Jahre alt (lacht). Im Fußball kann manchmal vieles sehr schnell gehen und deshalb denkt man meistens über kurzfristige Ziele nach. Das ist also ein Thema, welches noch weit in der Zukunft liegt.
Christopher Graef: Wie schwer war es, sich von der zweiten Liga auf die Bundesliga umzustellen und wie hast du es geschafft, dabei so erfolgreich zu sein?
Hartmann: Es war am Anfang natürlich eine große Umstellung, da die Qualität in der Bundesliga viel höher ist. Deshalb hat es auch ein paar Spiele gedauert, sich darauf einzustellen. Aber nach und nach habe ich aus meiner Sicht das Niveau erreicht. Der Vorteil war sicherlich, dass von uns in der Bundesliga niemand etwas erwartet hat und wir bei null starten konnten. So lief es auch ganz gut für mich bisher.
Alexandra Hö: Du hast in dieser Saison viele Tore vom Punkt aus gemacht. Bist du da aufgeregt, woran denkst du, wenn du dir den Ball zurecht legst? Und wie hat es sich ergeben, dass du der Mann für Strafstöße geworden bist?
Hartmann: Die Geschichte aus dem Hinspiel beim SV Werder Bremen ist ja bekannt (grinst). Dort habe ich mir kurz vor Schluss, als die etatmäßigen Elfmeterschützen bereits ausgewechselt waren, den Ball geschnappt und die Verantwortung übernommen. Ich hatte nicht viel zu verlieren, kam damals von Bank und war noch relativ frisch. Somit hatte ich noch genug Kraft und die nötige Konzentration. Ich hatte das Ziel vor Augen und war mir sicher, dass ich den Ball reinmache.
Andreas Beck: Was geht einem durch den Kopf, wenn man vor einem ausverkauften Bundesligastadion an den Elfmeterpunkt tritt?
Hartmann: Vor Elfmetern konzentriere ich mich auf „meine“ Ecke und meinen Schuss. Dabei bin ich in einer Art Tunnel und habe da so meinen speziellen Ablauf. Bis jetzt hat das immer ganz gut geklappt. Innerlich bin ich dabei natürlich angespannt, fokussiert, konzentriert und ein klein wenig nervös. Im Grunde habe ich mir mit der Zeit aber eine gewisse Stabilität erarbeitet.
Christopher Graef: Du bist ja von allen Spielern am längsten im Verein. Was gefällt dir am FCI und in der Stadt am besten?
Hartmann: Der FC Ingolstadt 04 hat ein großes Wachstumspotential, das gefällt mir sehr gut. Als ich nach Ingolstadt gekommen bin, war die Entwicklung gerade in der Infrastruktur noch am Anfang. Ich wusste aber, dass hier etwas entsteht – und wie man sieht, ist das auch eingetroffen. Auch die sportliche Entwicklung sucht seines Gleichen, deshalb bin ich schon so lange hier. Die Stadt gefällt mir auch. Man hat eigentlich alle Möglichkeiten, wenn man essen oder einkaufen gehen möchte – und das alles in geringer Reichweite. Ingolstadt ist einfach eine schöne Stadt.
Michael Ziegler: Siehst du dich selbst als Vorbild für die jungen Spieler in der Mannschaft?
Hartmann: Das ist für mich schwer zu sagen, dazu müsste man die Jungs fragen. Natürlich versuche ich, mit meinem Einsatz immer vorneweg zu gehen und auch im Training immer alles zu geben. Wenn sich daran junge Spieler hochziehen, dann freut mich das. Ob ich deshalb ein Vorbild bin, weiß ich nicht.
Maya: Was ist aus deiner Sicht der Knackpunkt, dass du zurzeit so in Torlaune bist?
Hartmann: Wenn es für einen Stürmer läuft, dann läuft es einfach. In dieser Phase denkt man nicht großartig darüber nach. Man steht auf dem Spielfeld häufig richtig und man macht unbewusst fast alles richtig. Man muss natürlich erst in diese Phase kommen. Das hat bei mir ein bisschen gedauert – dafür genieße ich es jetzt umso mehr.
Matthias Mick: Was war für dich persönlich das wichtigste und welches das schönste Tor in deiner Karriere?
Hartmann: Eines meiner schönsten Tore war aus meiner Sicht der Treffer in Köln. Ich habe damals, als Ralph Hasenhüttl gerade bei uns angefangen hatte, das 1:0 erzielt und das Spiel als Tabellenletzter beim Tabellenführer dadurch gewonnen. Das war ein schöner Schuss und mit dem Hintergrund, dass ich einmal in Köln gespielt habe, war das ein rundum gelungener Tag für mich. Eines meiner wichtigsten Tore war das 1:0 in dieser Saison in unserem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Durch diesen Sieg haben wir den Klassenerhalt so gut wie sicher perfekt gemacht. Das war auch ein einmaliges Erlebnis – gerade vor heimischer Kulisse.
Marion Henschel und Jana (11): Was ist dein Lieblingsessen und kochst du es dir auch selbst?
Hartmann: Ja, ich koche auch selbst ganz gerne. Mein Lieblingsessen ist Nudeln mit Scampis in allen Variationen.
Timo Thomas: Hättest du gedacht, dass Ingolstadt so souverän die Saison spielt?
Hartmann: Nein, das habe ich natürlich nicht gedacht. Ich habe es mir natürlich gewünscht und gehofft, dass es so ausgeht. Aber wir sind alle davon ausgegangen, dass es bis zum letzten Spieltag ein harter Kampf wird. Dass wir jetzt schon zu diesem Zeitpunkt die Klasse gehalten haben, ist unglaublich.
Mi Ta: Seit wann spielst du Fußball und wie bist du dazu gekommen?
Hartmann: Ich spiele schon Fußball, seitdem ich Laufen kann und bin eigentlich schon immer einem Ball hinterhergejagt. Mein Vater hat früher selbst Fußball gespielt, zwar nicht höherklassig aber das Entscheidende war, dass ich immer mit auf dem Fußballplatz war, mir das Fußballspielen abgeschaut habe und versucht habe, dem nachzueifern.
Marcel Ronaldo: Wer ist dein Vorbild?
Hartmann: Früher waren das Raùl oder Didier Drogba. Das waren Spieler, die jedes Jahr über 15 Tore in ihrer jeweiligen Liga erzielt und bei Top-Clubs gespielt haben. An diesen Spielern zieht man sich in der Jugend natürlich hoch. Momentan versuche ich meinen eigenen Weg zu gehen. Aber natürlich ist Robert Lewandowski auch solch eine Persönlichkeit, die mir sehr imponiert. Er hat fast alles drauf und es wäre schön, wenn ich etwas von ihm hätte.
Johanna ?(via Twitter): Bist du privat eher ein couchpotato oder gehst du lieber weg? Was ist deine Lieblingssportart neben Fußball?
Hartmann: Ich bin auch hin- und wieder gern zu Hause auf der Couch und schaue mir Filme an oder spiele Playstation. Aber ich kann auch nicht zu lange zu Hause bleiben. Dann bekomme ich Hummeln im Hintern und gehe in die Stadt zum Essen oder ins Kino. Es ist also eine Mischung aus beidem.
Die NBA, also der amerikanische Basketball, ist meine Lieblingssportart neben dem Fußball. Ich verfolge die Spiele so gut es geht. Gerade am Wochenende laufen die Partien meistens auch zu Zeiten, dass man sich nicht die Nächte um die Ohren schlagen muss. Ab und zu zocke ich auch selbst ein bisschen.
Nach 17 Bundesliga-Heimspielen verabschiedet sich die Rubrik „Fans fragen…“ des Schanzer Bladdl in die Sommerpause. Vielen Dank fürs Mitmachen!