Der „Tiger“, die Kneipe und die Frischzellenkur: Fünf Geschichten gegen Bayern München II

Stefan Kutschke wird sich auch am Mittwoch in die Zweikämpfe stürzen. (Foto: Bösl / KBUMM)

Der „Tiger“, die Kneipe und die Frischzellenkur: Fünf Geschichten gegen Bayern München II

24. November, 2020 09.00 Uhr

Flutlichtspiel in München, englische Woche und top motiviert nach einem hart erkämpften Heimsieg: Die Schanzer starten in ihre englische Woche, bei der sie am Mittwoch, den 25. November um 19 Uhr beim FC Bayern München II im Stadion an der Grünwalder Straße gastieren. Eine „coole Sache, weniger trainieren, umso mehr spielen“, sagte unser Keeper Fabijan Buntic nach dem 1:0 gegen Magdeburg über die englische Woche. Damit ihr, liebe Schanzer, euch genauso darauf freuen könnt wie unser Schlussmann, haben wir hier zur Einstimmung für euch fünf kleine Geschichten zu unserem Spiel gegen die „kleinen Bayern“.

Grünwalder, oder nicht?
Wenn die Schanzer sich an diesem Mittwoch, den 25. November, zu ihrem Auswärtsspiel bei Bayern München II aufmachen, wird der Busfahrer bestimmt ‚Stadion an der Grünwalder Straße‘ in das Navi eintippen. Andernfalls sucht er die Grünwalder Straße 4 in München. Eher unwahrscheinlich jedoch, dass er nach der „Hermann-Gerland-Kampfbahn“ sucht. Das Team von Tomas Oral würde womöglich nicht an seinem Ziel im Münchner Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching ankommen. Denn: Jene Namensgebung ist keine offizielle Bezeichnung der Spielstädte, die sich der FC Bayern München II mit dem TSV 1860 München teilt. Sie hat ihren Ursprung bei den dortigen Anwohnern und den Fans der „kleinen Bayern“, die in Anlehnung an den langjährigen Jugend- und Amateurcoach Hermann Gerland, auf diesen Namen kamen. Nicht zu Unrecht, wie wir beipflichten müssen. Schließlich zeichnete Gerland, der auch als Co-Trainer der Bayern-Profis in Erscheinung trat, von 2001 an verantwortlich für die Jugend der Roten. Von diesem Jahr bis 2009 trainierte er die zweite Mannschaft der Bayern, mit der er sich 2008 für die dritte Liga qualifizierte. Seine Arbeit blieb nicht unbemerkt und so wurde er am 27. April 2009 Co-Trainer unter Jupp Heynckes und auch unter dessen Nachfolger Louis van Gaal hatte er als Co-Trainer und Übungsleiter der zweiten Mannschaft eine Doppelrolle beim Rekordmeister. Im Jahr 2017 ist „Der Tiger von München“, wie Hermann Gerland genannt wird, zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums geworden, dessen Posten er jedoch im Herbst des Jahres für den Rest der Saison ruhen ließ, um erneut neben Jupp Heynckes auf der Trainerbank Platz zu nehmen.

Zum Ende der laufenden Spielzeit 2020 / 2021 soll der Posten des Leiters im Nachwuchsbereich von Hermann Gerland an Holger Seitz übergehen. Jener Trainer, der am kommenden Mittwoch auch seinen Trainerkollegen Tomas Oral begrüßen wird. Unabhängig davon also, ob die Donaustädter ihr Ziel unter „Stadion an der Grünwalder Straße“ oder unter „Hermann-Gerland-Kampfbahn“ erreichen, ein Ziel ist glasklar: punkten in der Ferne beim Team von Holger Seitz. Am besten dreifach.

Von Zahlen und Statistik
Schon Winston Churchill glaubte nur der Statistik, die er selbst gefälscht hatte. Doch ab und zu macht es auch Sinn auf unverfälschte Zahlen zu schauen: Wie eben die Statistik zum direkten Vergleich des FC Ingolstadt 04 gegen den FC Bayern München II: vier Aufeinandertreffen beider Teams gab es in den jüngst vergangenen Jahren in der dritten Liga. In der Saison 2009 / 2010 hatten die Schanzer nach beiden Duellen die Nase vorne. Einem 2:0-Sieg der Schwarz-Roten stand ein 1:0 der Roten gegenüber. In der letzten Saison hatten wir mit zwei 2:1-Niederlagen leider nicht so viel Erfolg gegen die Münchner. Betrachtet man jedoch auch die vier Begegnungen aus noch länger zurückliegenden Tagen, so können die Donaustädter mit zwei Siegen aus 2007 und 2008 wieder Boden gutmachen: Insgesamt stehen gegen Bayern München II 3 Siege, ein Unentschieden und vier Niederlagen bei 8:8 Toren zu Buche. Zahlen, die zwar Winston Churchill nicht verändern kann, wohl aber Stefan Kutschke und Co., wenn das Motto lautet: Nicht fälschen, sondern punkten.

Zwischen Kneipe und Weltfußball
„In Schwabing gibts a Kneipn“, in der der FC Bayern gegründet wurde. Im „Weinhaus Gisela“ kam man im Jahr 1900 zusammen und legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des heutigen Rekordmeisters. Man einigte sich seinerzeit auf die Vereinsfarben Blau und Weiß, der Beitrag für Mitglieder wurde bei einer Mark angesetzt. Die Bayern entwickelten sich weiter und fusionierten bald mit dem damaligen Münchener Sport-Club. Die Vereinsfarben änderten sich in Weiß und Rot – und so wurden man zu „den Roten“. Erst 22 Jahre später sollte den Bayern der erste große Erfolg gelingen, dann unter dem Namen ‚FC Bayern München‘ (seit 1924). 1932 gewann der FCB zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft, mit einem 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg – wer hätte damals ahnen sollen, dass man einmal als Rekordmeister in die Fußballgeschichte eingehen würde. Der Startschuss für die bis heute andauernde Erfolgsserie an der Isar sollte mit dem Bundesliga-Aufstieg 1964/1965 folgen. Gekrönt mit dem Triple aus Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokalsieg und UEFA Champions League-Titel im Jahr 2013 bejubelte der FCB bis heute insgesamt 72 offizielle Titel im Klub-Fußball und ist im deutschen Profifußball das Maß aller Dinge.

Auch die „kleinen Bayern“, namentlich der FC Bayern München II ist Teil der erfolgreichen Münchener Vereinsgeschichte und trat erstmals im Jahr 1956 in der damaligen südlichen ‚Amateurliga Bayern‘ (heute: Bayernliga) in Erscheinung. Als langjähriger Teilnehmer der Bayern- und Regionalliga schaffte die Zweitvertretung des FCB am Ende der Saison 2007/2008 erstmals den Sprung in die neu gegründete 3. Liga. Nach drei Jahren in der dritthöchsten deutschen Spielklasse musste man anschließend wieder den Gang in die Regionalliga Süd antreten, ehe das Team unter dem letztjährigen Cheftrainer Holger Seitz durch zwei packende Relegationsspiele gegen den VfL Wolfsburg II die Rückkehr in Liga Drei perfekt machte. Und dort, das sollten wir auch nicht vergessen, holte die „Reserve“ des Rekordmeisters am Ende der Spielzeit 19/20 den Titel!

M wie Mentalität
Matchwinner gegen Magdeburg, mittwochs in München und montags nach Meppen: Wir beim FC Ingolstadt 04 können nicht nur Fußball, sondern auch Alliterationen – wenn es darauf ankommt. In der Tat kann man beim Betrachten des Spielplans der Schanzer mit Blick auf diese englische Woche sagen „Irgendwas mit M“, wen man vom vergangenen oder nächsten Gegner von Tomas Oral und seinem Team spricht. Der Vollständigkeit halber und nur logische Konsequenz, dass das Spiel in München an einem Mittwoch ausgetragen wird.  Schon kurios, dass die Gegner von Stefan Kutschke, Marcel Gaus, Björn Paulsen und Co. in dieser Reihenfolge auf die Schanzer treffen. Schließlich gibt es in der Liga, mit Ausnahme von 1860 und Türkgücü, die ebenfalls auf den Städtenamen München lauten, keine anderen Teams außer Mannheim, Magdeburg, München und Meppen, die das M als Anfangsbuchstabe tragen. Apropos M: Auf M wie Mentalität wird es beim Flutlichtspiel garantiert ankommen, denn eins ist gewiss: Schöne Worte allein schießen noch keine Tore.


„Erzwang“ das Magdeburger Eigentor zum 1:0-Sieg: Dennis Eckert Ayensa (Foto: Bösl / KBUMM).

Münchner Frischzellenkur
Die aktuelle dritte Liga ist voll im Gange und hielt schon so manche Enttäuschung, Überraschung oder Kuriosität bereit. Wenn der FC Ingolstadt 04 beim FC Bayern München II gastiert, dann bedeutet dies Platz eins gegen Platz neun – zumindest was den Marktwert der Kader betrifft. Während die Schanzer mit einem Gesamtwert von 7,58 Millionen Euro laut Transfermarkt.de auf Platz neun der Marktwert-Tabelle rangieren, belegen die Münchner mit 31,58 Millionen Euro und weitem Abstand auf Rang zwei den ersten Patz. Aus nachvollziehbarem Grunde: Joshua Zirkzee, Chris Richards und Co. sind regelmäßig auch oben dabei!

Zugleich sind die Münchner auch beim Alter Spitze: Während der Ligadurchschnitt auf 25,3 Jahre kommt, unterbieten die kleinen Bayern diesen Wert deutlich und liegen bei 21,2 Jahren im Durchschnitt pro Spieler. Ligabestwert. Zum Vergleich: Stefan Kutschke und die Donaustädter weisen im Durchschnitt ein Alter von 25,3 Jahren auf und liegen dabei exakt im Schnitt der gesamten Liga. Eines scheint jedoch mehr eine Ingolstädter denn eine Münchner Spezialität: Die Spieler von Tomas Oral altern nicht, im Gegenteil, sie werden mit zunehmendem Spielverlauf jünger: Während zu Beginn einer Partie das Durchschnittsalter der elf Mann auf dem Feld bei 25,7 Jahren liegt, beträgt es zum Schlusspfiff nur noch 24,9 Jahre. Bei den Münchnern, die den ohnehin schon sehr niedrigen Alterswert kaum unterbieten können, sieht das etwas anders aus: Die 20,7 Jahre zu Spielbeginn wandeln sich gemittelt zu 21,1 Jahren nach 90 Minuten.